Wien – Das Stadtkino, eines der ältesten Programmkinos Wiens, ist in finanziellen Nöten. 150.000 Euro sollen in diesem Jahr eingespart werden, um das Aus des Kinos und des angeschlossenen Verleihs abzuwenden, bestätigte Stadtkino-Leiter Claus Philipp der APA einen entsprechenden Bericht des "profil". Die Nebenspielstätte des Kinos, das Filmhaus Kino am Spittelberg, ist bereits seit 1. Jänner geschlossen.

1981 am Standort am Schwarzenbergplatz als Stadtkino neu gegründet, folgte 2013 die Übersiedlung ins Künstlerhaus am Karlsplatz. Im Jahr 2015, so Philipp, kam dann einiges zusammen: Wegen notwendigen Reparaturen – Filmprojektor, elektrischer Vorhang und die Tonanlage mussten ersetzt werden – "mussten wir 120.000 Euro aus dem Nichts aufstellen". Und der erfolgreichste Film im Verleih, der auf heimisches und internationales Autorenkino setzt, war Constantin Wulffs Doku "Wie die anderen" mit rund 10.000 Zuschauern. "Das ist für diesen Film sensationell, reicht für uns aber letztlich auf Basis einer dünnen Subvention nicht aus", beklagte Philipp. "Wir sind darauf angewiesen, dass die Stadt wahrnimmt, dass das Stadtkino für den Reichtum der österreichischen Filmkultur unabdingbar ist."

311.000 Euro Betriebssubvention erhält das Stadtkino jährlich von der Stadt Wien. Auch für 2017 habe man diese Summe nach Vorlage eines "überzeugenden Sanierungskonzepts" inklusive Kündigungen und Schließungen zugesagt, hieß es aus der Kulturabteilung der Stadt gegenüber der APA. 100.000 Euro seien bereits ausgezahlt, der Rest werde beim zuständigen Ausschuss voraussichtlich noch im Jänner beschlossen. Nach zahlreichen Gesprächen sowohl mit Philipp als auch mit Viennale-Chef Hans Hurch als Eigentümer sei man "ehrlich auf einem guten Weg. Uns liegt das Stadtkino am Herzen und wir wollen, dass es das Kino sowie den Verleih, der wirklich gute Filme bringt, die man sonst nicht sehen würde, weiter gibt."

Österreichische Filme im Programm

Mit Ruth Beckermanns "Die Geträumten" und Houchang Allahyaris "Die Liebenden von Balutschistan" hat der Verleih aktuell zwei österreichische Filme im Programm. Mit "The Other Side Of Hope", dem neuen Werk des preisgekrönten finnischen Regiemeisters Aki Kaurismäki, startet man im Februar "eine besonders große Produktion, nämlich einen Wettbewerbsbeitrag der diesjährigen Berlinale", sagte Philipp. Im Frühjahr folgt u.a. Peter Stephan Jungks Porträt der österreichischen Fotografin und KGB-Agentin Edith Tudor-Hart, "Auf Ediths Spuren".

Philipp selbst gibt sich optimistisch. "Wenn der Sparplan greift – und daran zweifle ich nicht, weil wir wirklich harte, auch für mich schmerzliche Maßnahmen setzen -, dann droht nicht das Aus." Die verlängerte Sommerpause zwischen Juni und Oktober sei aber nicht dem Sparplan, sondern dem laufenden Umbau inkl. der Dachsanierung des Künstlerhauses geschuldet: "Ohne Dach können wir nicht spielen."

Zuversicht herrscht auch beim Österreichischen Filminstitut (ÖFI), das als Hauptmieter des Filmhaus Kinos dieses bisher an das Stadtkino verpachtet hat. "So schade es ist, dass das Stadtkino auszieht, so sehr sehe ich das als Chance und Möglichkeit, das Filmhaus Kino neu zu positionieren und mit neuer Kraft zu beleben", so ÖFI-Direktor Roland Teichmann auf APA-Nachfrage. "Es sind alle eingeladen, Konzepte vorzulegen." Gespräche mit Interessenten liefen bereits; vonseiten des ÖFI sei man "mit aller Kraft dahinter, dass ein perspektivischer Kinobetrieb gewährleistet ist". (APA, 19.1.2017)