Wien – Nach Hausbesuchen der Gewerkschafter bei den KV-Verhandlern nun Post vom Fachgruppen-Obmann an die Werber: Die Fachgruppe sei für eine "grundsätzliche Neuerung des Kollektivvertrags für die Wiener Werbebranche", schrieb Stephan Götz Mittwoch den Mitgliedern. Zitat: Die Gewerkschaft habe "das Gespräch darüber grundsätzlich verweigert" und habe die KV-Verhandlungen nach 15 Minuten verlassen.

Die Gewerkschaft erklärt das wie berichtet mit einem "zweimaligen Null-Angebot" der Arbeitgeber. Die GPA-djp erklärte sich bei ihren Protestaktionen vor einer Woche weiter bereit, "über einen bundesweiten, modernen Kollektivvertrag für die Branche zu verhandeln". Sie wolle aber jedenfalls den Wiener Beschäftigten einen fairen Gehaltsabschluss ermöglichen.

Götz indes erklärt: "Die Kommunikationsbranche verändert sich so schnell wie kaum eine andere. Und hat dabei gleichzeitig einen Kollektivvertrag so alt wie kaum eine andere", so Götz. Der alte KV bestehe bereits seit über 40 Jahren. Die Arbeitsbedingungen des KV für 1977 entsprächen aber nicht der Arbeitsrealität von 2017.

Nachkalkulanten und Werbeexpedientinnen

In dem KV fänden sich etwa "völlig veraltete Berufsbezeichnungen wie Nachkalkulanten, selbstständige Terminplaner oder Werbeexpedientinnen", "Tätigkeiten in mittlerweile falschen Verwendungsgruppen", was "Unsicherheit" bedeute, "Arbeitszeitregeln, die spätestens seit den 1990er Jahren nicht mehr der Realität entsprechen und damit sowohl UnternehmerInnen als auch MitarbeiterInnen schaden".

Die Arbeitnehmer mache Verhandlungen darüber "von überzogenen Erhöhungen abhängig", lässt die Fachgruppe verlauten. Sie schreibt von geforderten drei Prozent KV-Plus.

Zusatzproblem, wie berichtet: Wien hat als einziges Bundesland einen Werbe-KV. "Herzlich" lädt Götz die Gewerkschaft nun ein, an einem "modernen KV mitzuarbeiten", den man für ganz Österreich übernehmen könne.

"Erfreut"

Die GPA-djp reagierte auf Götz' Schreiben "erfreut", nämlich "dass die Wirtschaftskammer unseren Vorschlag zur Entwicklung eines zeitgemäßen Kollektivvertrages für die Angestellten in der Werbebranche aufgreift". Das erklärt die Wirtschaftsbereichssekretärin der Gewerkschaft Judith Reitstätter: "Wir laden daher die Fachgruppenvertreter aller Länderkammern dazu ein, an der Neugestaltung eines modernen Kollektivvertrages für die gesamte Branche mitzuwirken."

Verhandlungsleiter Kurto Wendt freilich fügt an: "Unabhängig davon ist eine faire Gehaltserhöhung für 2017 für die Beschäftigten in Wien längst überfällig." Er habe Verhandlungstermine vorgeschlagen, eine Bestätigung stehe aus. (red, 18.1.2017)