Wien – Kein Tag vergeht derzeit ohne Kritik an der scheidenden Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ). Die Spitäler des KAV (Wiener Krankenanstaltenverbund), für die das Ressort Wehsely verantwortlich ist, wurden am Mittwoch vom Stadtrechnungshof wegen der zu langen Wartezeiten für Strahlentherapien gerügt.

Bei rund 62 Prozent der Krebspatienten liege die Wartezeit in einem "kritischen Ausmaß von bis zu mehreren Wochen", heißt es in dem Bericht. In rund 40 Prozent der Fälle sei dies auf einen Gerätemangel zurückzuführen. Andere Gründe seien etwa Terminwünsche der Patienten oder verzögerte externe Diagnosen.

Bei der Überprüfung im ersten Quartal 2015 waren in den KAV-Spitälern laut Rechnungshof elf Linearbeschleuniger zur Strahlentherapie im Einsatz – nötig seien bei einem Bevölkerungsstand von 1,8 Millionen 13 bis 18 Geräte. Auch das Personal müsse entsprechend aufgestockt werden. Mit elf Geräten sei die Versorgung "schwer sicherzustellen". Für die Patienten bedeute das eine Beeinträchtigung des Therapieerfolgs, schlechtere Heilungschancen, psychische Belastung und Folgekosten durch weitere Therapien.

"Skandalöse Unterversorgung"

Die FPÖ forderte, dass Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) die Wartezeiten in anderen Bundesländern überprüft. Die Neos Wien sprachen von einer "skandalösen Unterversorgung". Laut Stadt-ÖVP wird "mit dem Leben der Patienten gespielt". Der grüne Regierungspartner forderte "dringendst" mehr Linearbeschleuniger.

Der KAV führte in einer Stellungnahme an, dass "nicht jede Zeitspanne ohne Strahlentherapie Wartezeit" sei. Die Zeiten würden für andere Therapieformen genutzt. Die Geräteausstattung werde derzeit ausgebaut.

Wie es mit dem KAV weitergeht, ist übrigens noch unklar. Angedacht ist eine Ausgliederung. Ob Direktor Udo Janßen abgelöst wird, hatte Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) am Dienstag so kommentiert: "Nicht alles, was wahr ist, muss gesagt werden." (Christa Minkin, 18.1.2017)