Auf wackeligen Beinen stand das Welterbe im Grunde schon immer. Denn bereits 2001, als die Republik Österreich nach Salzburg und Graz auch Wiens historisches Stadtzentrum unter den Schutzschirm der Unesco stellen wollte, gab es Vorbehalte seitens der Welterbehüter. Die "Höhenentwicklung", wie im Fachjargon das vertikale Wachstum einer Stadt genannt wird, bereitete schon damals einigen Experten Kopfzerbrechen.

Politisch wollte man das prestigeträchtige Siegel aber unbedingt – der Aufnahme ging auch kein Schnellschuss, sondern ein intensives Verhandlungsprozedere voraus. Vertraglich verpflichtete man sich zu dessen Erhaltung, Städte wie Rom und Prag schaffen das. Wien aber ließ seither kaum eine Chance aus, sich mit der Unesco anzulegen. Das Hochhausprojekt auf dem Heumarkt könnte das Welterbe – spätestens mit Baubeginn – endgültig zu Grabe tragen.

Die Letztverantwortung dafür läge beim Bund. Doch der zuständige Kulturminister Thomas Drozda will, der SPÖ-Hierarchie folgend, Bürgermeister Häupl tunlichst nicht ins Werk pfuschen. Auf eine parlamentarische Anfrage antwortete Drozda im August schwammig: Es sei "selbstverständlich, dass das Bundeskanzleramt sich für einen Erhalt des Welterbestatus von Wien einsetzt". Seither herrscht Schweigen, wo ein Machtwort gefragt wäre.

Die Unesco wird 2018 das "Jahr der Europäischen Welterbe" feiern. Österreichs Beitrag könnte unschön ausfallen. (Stefan Weiss, 16.1.2017)