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Die Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely hat am Freitag ihren Rücktritt angekündigt, mit Ende Jänner scheidet sie aus der Stadtregierung aus und wechselt zu Siemens Healthcare in Deutschland. Im STANDARD-Interview spricht Sie über ihre Beweggründe.

STANDARD: Gehen Sie, um die Querelen in Wien zu beenden?

Wehsely: Meine Entscheidung fußt ausschließlich auf persönlichen Beweggründen. Meine politische Maxime war immer, dass die einzige Konstante in der Politik die Veränderung sein muss. Diesen Maßstab muss ich auch an mich selbst anlegen, das auch von mir selbst einfordern. Nach 13 Jahren als Stadträtin, zehn davon als Gesundheits- und Sozialstadträtin, ist für mich nun die Zeit gekommen, mich zu verändern.

STANDARD: Wie schwer fällt Ihnen dieser Schritt?

Wehsely: Überhaupt nicht schwer. Ich war mit großer Leidenschaft Stadträtin. Aber genauso freue ich mich auf den neuen Job und werde ihn mit derselben Leidenschaft und Energie ausfüllen.

STANDARD: War Ihr Schritt mit Bürgermeister Häupl abgesprochen?

Wehsely: Nein, ich habe gestern unterschrieben und ihn heute früh informiert. Er hat sehr nett und verständnisvoll reagiert und gemeint, ein solches Angebot dürfe ich nicht ausschlagen.

STANDARD: Fakt ist aber, dass Sie in den letzten Wochen im Dauerfeuer der Kritik standen. Warum haben Sie die Attacken nicht pariert?

Wehsely: Das ist eine Frage des Niveaus und der Eleganz.

STANDARD: Was möchten Sie Ihren Kritikern jetzt sagen?

Wehsely: Eigentlich nur mehr, dass man in der Politik dann gut ist, wenn man nicht nur etwas sein möchte, sondern wenn man Dinge verändern will – auch wenn einen das persönlich oft in nicht einfache Situationen bringt.

STANDARD: Legen Sie auch Ihre Parteifunktionen zurück?

Wehsely: Das tue ich nicht, ich werde aber nicht mehr kandidieren, auf keiner Ebene. SPÖ-Mitglied bleibe ich natürlich.

STANDARD: Wird es nun zu weiteren großen Veränderungen in der Wiener Stadtregierung kommen?

Wehsely: Das werden wir in den Gremien diskutieren. Mir ist wichtig, dass das Sozial- und Gesundheitsressort künftig von der bestgeeigneten Person geleitet wird, und ich denke, das ist möglich, wenn das gewollt ist.

STANDARD: Wer könnte das sein – Peter Hacker, der Chef des Fonds Soziales Wien?

Wehsely: Das werden wir in den Gremien beraten, und dann wird es eine Entscheidung geben.

STANDARD: Bundeskanzler SPÖ-Chef Christian Kern hat kürzlich eine Rede zur künftigen politischen Ausrichtung der SPÖ gehalten ...

Wehsely: Ich gebe keine Statements zur aktuellen Politik ab.

STANDARD: Was geben Sie Ihrer Partei für die Zukunft mit?

Wehsely: Wien ist eine Weltstadt, sie misst sich mit anderen Millionenstädten in Europa. Um hier bestehen zu können, braucht es Weltoffenheit, Toleranz und Vielfalt. Dafür muss die SPÖ auch in Zukunft eintreten, wenn sie eine Rolle spielen will. Ganz persönlich meine ich: Wenn die SPÖ Wien stark ist, ist auch die gute Zukunft dieser Stadt gesichert. (Petra Stuiber, 13.1.2017)