Bild nicht mehr verfügbar.

Pierre-Eymerick Aubameyang macht, was er am besten kann: Tore schießen. Hier etwa beim Qualifikationsmatch Gabuns gegen den Niger.

Foto: ap/mori

Freut sich bereits auf das Eröffnungsspiel in der Hauptstadt Libreville: Gabuns Präsident Ali Bongo.

Foto: apa/afp/buoys

Libreville – Beim am Samstag beginnenden 31. Afrika-Cup spielen in Gabun 16 Teams bis zum 5. Februar um den Titel. Die Gastgeber gehören trotz Dortmunds Star Pierre-Emerick Aubameyang nicht zum Favoritenkreis.

Für 16 der 22 Teamkollegen Aubameyangs gibt es auf der deutschen Wikipedia keinen Eintrag. Am Samstag (17 Uhr) wird im Eröffnungsspiel gegen Guinea-Bissau ein Team mit vielen Namenlosen einlaufen. Dessen weitere Gegner in Gruppe A sind Kamerun und Burkina Faso.

Guinea-Bissau hofft auf den Geist von Éderzito António Macedo Lopes. Der in dem bitterarmen westafrikanischen Land geborene Portugiese hatte die Seleção am 13. Juli 2016 zum EM-Titel geschossen. Jetzt hoffen die Menschen auf weitere Heldentaten – beim Afrika-Cup. "Portugal hatte auch niemand als möglichen Europameister auf der Rechnung", sagte Staatspräsident José Mário Vaz bei der Verabschiedung der Nationalmannschaft zu Trainer Baciro Candé, "das sollte für euch Motivation genug sein."

Guinea-Bissau ist erstmals qualifiziert – allein das ist ein Wunder. Denn die Éders sind in dem kleinen Land mit 1,7 Millionen Einwohnern rar, und wenn sie es doch in den Profibereich schaffen, spielen sie wie dessen Europameister-Kollege Danilo meist für die ehemalige Kolonialmacht Portugal. Coach Candé ist es aber gelungen, nach dem Vorbild Kap Verdes, das 2013 ins Viertelfinale gestürmt waren, einige frühere portugiesische Junioren-Nationalspieler ins Team zu locken. 13 Kicker aus Candés Kader spielen in Portugal – wie Stürmer Abel Camará, der immerhin zehnmal für Portugals U21 auflief.

Die Favoriten

Der Titel wird erneut Titelverteidiger Elfenbeinküste zugetraut, auch wenn die Routiniers Yaya Toure und Didier Drogba nicht mehr dabei sind. Oder dem ewigen Verlierer Ghana, der bei den letzten fünf Turnieren zweimal im Finale und dreimal im Halbfinale unterlag – und mit Lieferings Samuel Tetteh den einzigen Österreich-Beitrag im Kader hat. Oder Algerien mit Afrikas Fußballer des Jahres, Riyad Mahrez vom englischen Meister Leicester City, dem Flügel Yassine Brahimi vom FC Porto und dem Schalke-Spielgestalter Nabil Bentaleb.

Aubameyang, Mahrez und Bentaleb sind drei der unzähligen Stars aus den europäischen Topligen. Die Premier League, die Ligue 1, die deutsche Bundesliga, La Liga und die Serie A sind mit insgesamt 86 Spielern vertreten. Oftmals zum Bedauern ihrer Klubs. So muss Leicester neben Mahrez auch Islam Slimani (Algerien) und Daniel Amartey (Ghana) vorgeben. Der Schlager zwischen Liverpool und Manchester United am Sonntag geht ohne ManUniteds Eric Bailly (Elfenbeinküste) und Liverpools Sadio Mane (Senegal) über die Bühne.

Auch in Deutschland hält sich die Begeisterung in Grenzen. "Das tut schon weh", sagte Hertha-Coach Pal Dardai zum Fehlen des Ivorers Salomon Kalou. "Aber bei der Nationalmannschaft kann man immer Selbstvertrauen tanken." Schalke-Trainer Markus Weinzierl, der mit Bentaleb, Abdul Rahman Baba und Bernard Tekpetey gleich auf drei Profis verzichten muss, bezeichnete den Termin des Turniers als "sehr ärgerlich". Insgesamt sind 232 der 368 beim Afrika-Cup engagierten Spieler in Europa unter Vertrag.

Parlamentswahl nein, Fußball ja

Gabun führt das Turnier durch, weil das als Veranstalter vorgesehene Libyen vor etwas mehr als zwei Jahren wegen des Bürgerkriegs seine Gastgeberrolle zurückgeben musste. Doch mittlerweile ist Gabun selbst in eine kritische innenpolitische Lage geraten.

Seit der Wiederwahl von Präsident Ali-Ben Bongo Ondimba im August, dessen Familie seit den 60er-Jahren an der Macht ist, gibt es in dem zentralafrikanischen Land immer wieder Unruhen. Dem Präsidenten wird massiver Wahlbetrug vorgeworfen. Ausschreitungen im Herbst forderten hunderte Tote. Oppositionspolitiker rufen nun vor dem Start des Afrika-Cups dazu auf, die Matches zu boykottieren und in den Spielorten zu demonstrieren, wenn auch "friedlich und ohne Gewalt", wie sie in ihren Manifesten schreiben.

Die für Ende Dezember 2016 geplante Parlamentswahl wurde – angeblich aus Geldmangel – um ein halbes Jahr verschoben, die Legislaturperiode bis zum neuen Wahltermin am 29. Juli kurzentschlossen verlängert. Das Verfassungsgericht hatte entschieden, dass es sich um einen Fall höherer Gewalt handle.

Insgesamt ist der Afrika-Cup einfach schlicht zu teuer für ein Land wie Gabun, das zwar im innerafrikanischen Vergleich wirtschaftlich nicht schlecht dasteht, aber aufgrund des sinkenden Erdölpreises eine Krise durchmacht. Die Kosten für das dreiwöchige Turnier belaufen sich auf etwa 700 Millionen Euro, mehr als das Budget für Bildung Gesundheit und Infrastruktur zusammen. Außerhalb der Hauptstadt Libreville sind die Verhältnisse desolat. Es wird kolportiert, dass Titelverteidiger Elfenbeinküste in seinem Vorrunden-Spielort Oyem Mühe gehabt habe, ein Hotel mit warmem Wasser zu finden. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Bereits 2012 war Gabun gemeinsam mit Äquatorialguinea als Veranstalter des Afrika Cups aufgetreten. (sid, apa, red, 13.1.2017)