Intendant Lieben-Seutter: "Momentan wären wir auch mit kammblasendem Putzpersonal ausverkauft im Großen Saal".

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Journalisten im Kleinen Saal der Elbphilharmonie.

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Nach dem großen ist nun auch der Kammermusiksaal der Elbphilharmonie, ein intimer Raum mit 550 Plätzen, eingeweiht worden. Auch hier hat Akustiker Yasuhisa Toyota versucht, flexible Bedingungen für intimer angelegte Musik zu erschaffen. Und tatsächlich klingt etwa Georg Friedrich Haas' Neuheit, Release, so delikat wie prachtvoll als wellenartig sich auf- und abbäumender, durch Unmittelbarkeit berückender Kosmos.

Die Wandverkleidung des Saals wurde aus Eichenholz geformt. Kleine bucklige Ausbuchtungen, deren akustisch passende Installierung offenbar recht komplex und langwierig war, dominieren den Raum und geben ihm fast etwas Höhlenartiges. Es ergibt dies einen markanten räumlichen Rahmen, in dem das Hamburger Kollektiv Resonanz nicht nur an diesem Abend intensiv agieren kann.

Kontrastreiche Programmierung

Die Gruppe – ihre eigentliche Wirkstätte ist der Resonanzraum im Bunker St. Pauli – wird hinkünftig als Ensemble in Residence den Kleinen Saal der Elbphilharmonie beleben. Mit kontrastreicher Programmierung will man dem Haus im Sinne des Zeitgenössischen Impulse verleihen.

Wohl auch mit Werken der klassischen Moderne: Der "kreative Unruhepol" (Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz über das Ensemble) setzte unter Dirigent Emilio Pomàrico ja auch Bergs "Frühe Lieder" (mit Sopranistin Sandrine Piau) und Bartoks Musik für Saiteninstrumente und Schlagzeug um, womit die Eröffnung der Elbphilharmonie allerdings noch lange nicht abgeschlossen war.

Es wurde ein längeres Festival zum Start angesetzt, das bis 29. Jänner dauert. Zu hören sind im großen Saal dann auch etwa das Chicago Symphony Orchestra unter Riccardo Muti (14. und 15. Jänner) oder die Wiener Philharmoniker unter Semyon Bychkov und Ingo Metzmacher (22. und 23. Jänner). Zudem werden auch die Einstürzenden Neubauten aufspielen (21. Jänner).

Andrang der Eröffnungsphase

Zur Zeit ist alles, was die Elbphilharmonie betrifft, ausverkauft: Intendant Christoph Lieben-Seutter hält zur Eröffnung aber auch ein Plädoyer für kleine Räume, für jene abseits der großen Symphonik sich abspielenden Ereignisse, die den kleinen Saal prägen sollen, wenn der erste Ansturm einmal nachlässt.

Was sich zur Zeit abspielt, hält wohl nicht ewig – Lieben-Seutter beschreibt den Andrang der laufenden Eröffnungsphase jedenfalls so: "Momentan wären wir auch mit kammblasendem Putzpersonal ausverkauft im Großen Saal". Ein Werk für diese Besetzung hat er jedoch noch nicht in Auftrag gegeben. (Ljubiša Tošić aus Hamburg, 13.1.2017)