Geht es der Psyche schlecht, geht es auch dem Herz schlecht. Das berechneten Forscher aus den Daten von über 3.000 männlichen Patienten.

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München – Nach Angaben der WHO steigt weltweit die Anzahl von Menschen, die von psychischen Krankheiten betroffen sind. Zwischen 1990 und 2013 habe sich die Zahl der Menschen, die an Depressionen leiden, um etwa 50 Prozent auf 350 Millionen Menschen erhöht.

"Mittlerweile gibt es kaum einen Zweifel daran, dass Depressionen auch ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind. Die Frage ist eher: In welchem Verhältnis steht die Depression zu anderen Risikofaktoren wie Rauchen, hohen Cholesterinwerten, Fettleibigkeit und Bluthochdruck – was wiegt wie schwer?", sagt Karl-Heinz Ladwig vom Institut für Epidemiologie am Helmholtz Zentrum München.

Um dieser Frage nachzugehen, untersuchten Ladwig und sein Team die Daten von 3.428 männlichen Patienten im Alter zwischen 45 und 74 Jahren und beobachteten deren Verlauf über einen Zeitraum von 10 Jahren. Als Analysebasis diente die sogenannten Kora-Studie, mit der seit 30 Jahren die Gesundheit tausender Bürger aus dem Raum Augsburg erhoben wird.

Bei Hochrisikopatienten Depressionen abklären

Dabei verglichen die Wissenschafter die Depression mit den großen vier Risikofaktoren LDL-Cholesterin, Adipositas, Bluthochdruck und Tabakkonsum. "Unsere Untersuchung zeigt, dass das Risiko für eine tödliche Herz-Kreislauf-Erkrankung in Folge einer Depression fast ebenso hoch ist, wie bei zu hohen Cholesterinwerten oder Fettleibigkeit", so Ladwig.

Mit einem höheren Risiko sind den Forschern zufolge nur noch Bluthochdruck und das Rauchen verbunden. Ein Detail der Analyse: Über die Bevölkerung betrachtet nehme der Anteil an durch Depression verursachten Herz-Kreislauftoten etwa 15 Prozent ein. "Das ist vergleichbar mit den anderen Risikofaktoren wie Hypercholesterinämie, Fettleibigkeit und Rauchen – hier reicht der Anteil von 8,4 bis 21,4 Prozent", sagt der Experte.

Das Fazit des Studienleiters: "Unsere Daten zeigen, dass Depressionen eine mittlere Effektstärke innerhalb der großen nicht angeborenen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erreichen. Deshalb sollte bei Hochrisikopatienten die diagnostische Abklärung einer Depression als Begleiterkrankung Standard werden." Der Zusammenhang zwischen Depressionen und Herz-Kreislauferkrankungen ist allerdings nicht nur in einer Richtung vorhanden, wie eine frühere Studie von Karl-Heinz Ladwig gezeigt hat. Auch eine schwere Herz-Kreislauf-Erkrankung kann zu Depressionen führen. (red, 12.1.2017)