Graz – In der Steiermark werden mit kommendem Sommer wieder Kleinschulen geschlossen: Der entsprechende Beschluss soll am Donnerstag in der Regierungssitzung fallen. Nicht alle der acht Volksschulen, die im Herbst nicht mehr öffnen dürften, gehen freiwillig mit. Der Großteil der Gemeinden habe aber die Notwendigkeit eingesehen, hieß es am Mittwoch aus dem Büro von Landesrätin Ursula Lackner (SPÖ).

Bei den acht Schulen handelt es sich um Hieflau, Etmißl (Bruck-Mürzzuschlag), Laßnitz bei Murau, St. Blasen (Murau), St. Johann am Tauern, Rachau (Murtal), Falkenstein und Augraben (Graz-Umgebung). Sie hatten am Stichtag 1. Oktober 2016 weniger als 20 Kinder.

Entscheidend waren neben der Schülerzahl auch noch andere Faktoren: zum Beispiel wie weit der Schulweg der Kinder derzeit ist und künftig bei einer anderen Schule sein würde, die voraussichtliche künftige Entwicklung der Schülerzahlen, das Platzangebot und der Bauzustand in den nächstliegenden Schulen und die gesamte Bildungsstandortentwicklung.

Regierungsbeschluss

Der Regierungsbeschluss, SPÖ und ÖVP dürften ihn am Donnerstag fassen, sieht eine Auflassung der Schulen mit Schulschluss 2017 vor. Da aber das Verfahren dafür mit dem Beschluss erst eingeleitet wird, könne sich eine Schließung in einzelnen Fällen noch um ein weiteres Jahr verschieben. Bis 2020 werden seitens des Landes dann keine weiteren Schul-Auflassungen geplant. Erst am 1. Oktober 2020 ist wieder Stichtag für die Prüfung der Schülerzahlen, erklärte ein Sprecher auf APA-Anfrage.

In zwei der acht betroffenen Gemeinden – Rachau und Hieflau – wurden laut dem Sprecher bereits Gemeinderatsbeschlüsse gefasst, die eine Schließung zum Inhalt haben. Bei den übrigen sechs Gemeinden hätten sich die meisten der Vertreter "einsichtig" gezeigt und akzeptiert. Bei manchen könnten aber noch Protest oder Einsprüche drohen. Der freiheitliche Bildungssprecher Hannes Amesbauer kritisierte die Entscheidung und setzte sich am Mittwoch für die Fortführung des Unterrichts ein. Die Schließungen seien nicht nur aus bildungspolitischen Gründen, sondern auch vom regionalpolitischen Standpunkt aus abzulehnen.

Kritik von FPÖ und KPÖ

Die FPÖ werde "mit aller Entschlossenheit gegen diese Vorgehensweise auftreten", so der Abgeordnete in einer Aussendung. Die KPÖ protestierte ebenfalls gegen die "neuerliche Ausdünnung der Infrastruktur im ländlichen Raum" und die damit verbundenen Folgen für Kinder und Eltern: "Über 40 steirische Schulen sind den 'Reformen' von SPÖ und ÖVP in der vergangenen Landtagsperiode zum Opfer gefallen", fasste der Landtagsklub in einer Aussendung zusammen.

Die Bildungspolitik des Landes habe sich in den vergangenen Jahren auf eine flächendeckende Schließung von Kleinschulen beschränkt. Der vor einigen Jahren vorgestellte Bildungsplan enthalte zwar positive Zielsetzungen, umgesetzt würden allerdings "aus Kostengründen" vor allem negative Maßnahmen, meinte die KPÖ. Die Kinder würden zu den ersten gehören, die das ausbaden müssen. KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler sagte: "Die Schließung von Schulen hat viele negative Auswirkungen. Die Kinder müssen lange Schulwege in Kauf nehmen und die Gemeinden werden systematisch ausgehungert. Die Schule ist das Herz in vielen kleinen Gemeinden. Gerade in Kleinschulen herrscht oft ein Klima, das einen Unterricht in hoher Qualität möglich macht." (APA, 11.1.2017)