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Kürzlich haben sich fünf deutsche Autohersteller zusammengeschlossen, um das Thema Schnellladen voranzubringen. BMW, Ford, Daimler und die VW-Gruppe mit Audi und Porsche planen 400 ultraschnelle Ladestationen in Europa. Das Ziel ist, dass das Laden von Elektroautos künftig ähnlich schnell vonstattengehen soll wie das Tanken an einer Zapfsäule.

Schnellladen funktioniert derzeit bekanntlich mit höchstens 50 kW Gleichstrom mit dem sogenannten CCS-Stecker, der übrigens nach jetzigem technischem Stand bis zu 170 kW vertragen würde. Auch der geplante Standard mit 350 kW soll mittels CCS-Stecker umgesetzt werden. Allerdings ist bei so einer hohen Leistung das Kabel schon relativ schwer. Außerdem erwärmt sich der Stecker beim Laden erheblich, sodass das Schweizer Unternehmen Huber und Suhner bereits einen wassergekühlten CCS-Stecker präsentiert hat.

Der CCS-Stecker würde heute schon bis zu 170 kW vertragen.
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Die Sache mit dem Erwärmen des Steckers beim Schnellladen kennen auch Tesla-Fahrer. Über den zum Gleichstromladen modifizierten Typ-2-Stecker des Tesla-Superchargers laufen 120 kW, aber sobald er warm wird, sinkt die Ladeleistung automatisch, auf dass er nicht verglühe.

Theorie und Praxis

Überhaupt ist damit zu rechnen, dass die theoretisch angegebenen Ladeleistungen oft nicht erreicht werden, vor allem dann nicht, wenn es sich um sehr hohe Ladeleistungen jenseits von 100 Kilowatt handelt. So sind Ladezeiten unter 15 Minuten auch dann nicht realisierbar, wenn die Leistung entsprechend hoch ist und die Batterie klein, weil das die Zellchemie einfach nicht zulässt. So betonte Ursel Willrett von IAV Automotive Engineering bei einem Vortrag an der TU Graz, dass für das Laden mit 350 kW auch eine Batterie von mindestens 850 Kilogramm notwendig ist. Diese Art des Schnellladens kommt also ohnehin nur für große schwere und teure Fahrzeuge in Betracht.

BMW, Ford, Daimler und die VW-Gruppe mit Audi und Porsche planen 400 ultraschnelle Ladestationen in Europa.
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Die Wurzel dieser Idee liegt in einem EU-kofinanzierten Projekt, das Ultra-E genannt wurde und zuerst einmal ein Korridornetz von 350-Kilowatt-Ladestationen zum Ziel hat, und zwar Amsterdam – Brüssel – München – Wien – Graz, 25 Stationen mit einem Abstand von rund 150 km. Dabei arbeiten mehrere Energieversorger, Autohersteller (BMW, Renault) und Zulieferer zusammen, und auch eine Roaming-Plattform (Hubject) ist dabei, auf dass gleich ein vernünftiges Bezahlsystem mitentwickelt werde. Aus Österreich arbeiten der Verbund mit seiner Ladestationen-Tochter Smatrics und Magna mit.

Markenunabhängig

Das Joint Venture der deutschen Autohersteller betont, dass praktisch ab jetzt in einem ersten Schritt 400 Ladestationen geplant sind. Bis 2020 will man den Kunden Zugang zu tausenden Ladepunkten verschaffen. Alle Autos, markenunabhängig, die mit einem CCS-Stecker ausgerüstet sind, sollen an diesen Stationen geladen werden können.

Dass Schnellladen die Lebensdauer der Batterien verkürzt, ist eine verbreitete Expertenmeinung, die wohl stimmt, um wie viel, das ist allerdings noch ziemlich unklar. Ursel Willrett: "Ideal ist es immer noch, wenn man gleich schnell lädt wie entlädt." Das kommt wohl beim Langsamladen bei einer Heimladestation am ehesten hin. (Rudolf Skarics, 1.2.2017)

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