Andreas Wellinger zieht und das ordentlich.

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Bischofshofen – Scheinwerfer an! Die Heiligen Drei Könige bringen am Freitag (16.45, ORF eins) neben ihren drei Gaben auch eine vierte Schanze mit, sie steht in Bischofshofen, wo die 65. Vierschanzentournee zu Ende geht. Und neben der Paul-Außerleitner-Schanze steht eine Flutlichtanlage, Veranstalter und Jury können also mehr Gelassenheit an den Tag legen als zuletzt in Innsbruck.

Dort steht traditionell nur ein sehr kleines Zeitfenster zur Verfügung, weshalb heuer nach einem Durchgang abgebrochen werden musste. Laut OK-Chef Alfons Schranz ist die Installierung einer Flutlichtanlage bis dato nicht nur an den Kosten, sondern auch an nicht näher definierten "Anrainerinteressen" gescheitert.

Kraft auf Rang 20

Bischofshofen ist anders, aus heimischer Sicht sollte sich auch das Dreikönigsspringen vom Bergiselbewerb abheben. In Innsbruck war der von einem Virus geschwächte Stefan Kraft auf Rang drei der Gesamtwertung zurückgefallen, nun fühlt er sich wieder besser, dennoch schaute in der Qualifikation am Donnerstag bei wechselnden Bedingungen nicht mehr als der 20. Platz (132 Meter) heraus.

Wobei es dem Tourneeführenden Daniel-Andre Tande aus Norwegen mit Rang 39 (121 Meter) noch schlechter erging. Es spricht nicht wenig für seinen ersten Verfolger, den polnischen Doppel-Olympiasieger Kamil Stoch, der nach einem 141-Meter-Trainingssprung auf die Quali verzichtete. Michael Hayböck, der erkrankt auf Innsbruck verzichtete hatte, kam auf 134 Meter und Rang 15.

Daiki Ito überflügelt

An der Spitze entwickelte sich bei nur phasenweise feinem Aufwind eine wahre Weitenjagd, die im Schanzenrekord des Deutschen Andreas Wellinger (144,5 Meter) gipfelte, dem nota bene weitesten Sprung der Tournee-Geschichte. Wellinger, der als Quali-Sieger 2000 Euro Prämie kassierte, überflügelte die zwölf Jahre alte Marke des Japaners Daiki Ito um 1,5 Meter, er verwies den Tiroler Manuel Fettner (141,5) und seinen Landsmann Stephan Leyhe (142) auf die Plätze.

Den Anfang hatte der Japaner Noriaki Kasai mit einem (gekacherlten) 142,5-Meter-Sprung gemacht. Der noch nicht 45-Jährige absolviert seinen 101. Bewerb im Rahmen der Vierschanzentournee. Dieser Rekord dürfte keiner für die Ewigkeit sein, schließlich will Kasai auch die 66. Tournee beehren. Ein vierter Tagessieg Kasais bei der Tournee nach Garmisch 1992, Innsbruck 1999 und Garmisch 2001 wäre allerdings eine Überraschung.

23 ÖSV-Siege in Bi'hofen

Mit einem ÖSV-Sieg ist da schon eher zu rechnen, Bischofshofen gilt als die Österreicher-Schanze schlechthin. 23 Heimsiege stehen hier zu Buche, die in diesbezüglich zweitplatzierten Norweger (12 Erfolge) liegen weit zurück. Genauso gut könnte der Vorsprung allerdings schmelzen. Quali hin, Quali her, Tande (22) befindet sich in der Form seines Lebens. "Ich mag diese Schanze mit ihrem flachen Anlauf", sagt er. "Sie ist für mich als Flieger gut."

Kraft weist 16,6 Punkte oder umgerechnet in etwa neun Meter Rückstand auf Tande auf. Der Salzburger, der in Österreich noch keinen Sieg verbuchte, nennt Bischofshofen seine "Lieblingsschanze", hier hat er 2013 bei einem Sieg von Gregor Schlierenzauer seinen ersten Podestplatz im Weltcup erreicht. Stoch liegt 1,7 Punkte zurück, er ist nach einem Sturz im Innsbrucker Probedurchgang an der Schulter lädiert, will aber "alles versuchen".

Tande stand nach seinem nicht unglücklichen, aber auch nicht unvedienten Sieg in Innsbruck nicht an, sich bei Fortuna zu bedanken. Nun hofft der 22-Jährige, der für Norwegens elften Gesamtsieg sorgen könnte, "dass wieder alle in bester Verfassung sind". Denn: "Ich will der Beste bei gleichen Bedingungen sein." (Fritz Neumann, 5.1.2017)

Ergebnisse der Qualifikation für den vierten Bewerb der 65. Vierschanzen-Tournee in Bischofshofen vom Donnerstag:

1. Andreas Wellinger (GER) 144,5 (144,5)
2. Manuel Fettner 144,1 (141,5)
3. Stephan Leyhe (GER) 141,3 (142)
4. Piotr Zyla (POL) 139,8 (137)
5. Maciej Kot (POL) 134,8 (138)
6. Anders Fannemel (NOR) 133,5 (139)

Weiter:
15. Michael Hayböck 128,5 (134)
20. Stefan Kraft (AUT) 124,7 (132)
23. Elias Tollinger 113,3 (124,5)
29. Markus Schiffner 106,0 (119,5)
35. Thomas Hofer 100,1 (118,5)
39. Daniel Andre Tande (NOR) 97,1 (121)
43. Florian Altenburger 93,9 (117)
45. Andreas Kofler (AUT) 88,9 (112,5)
47. Philipp Aschenwald 86,1 (111) –

Nicht für den Bewerb qualifiziert u.a.:
51. Clemens Leitner 81,7 (114)
55. Simon Ammann (SUI) 76,6 (110)
59. Markus Rupitsch (alle AUT) 58,6 (101,5)

Disqualifiziert u.a.:
Janni Reisenauer (AUT) 81,2 (108,5) wegen Anzug

Nicht angetreten:
Kamil Stoch (POL), Markus Eisenbichler (GER)