Granny auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2011.

Foto: Leigh Calvez

London – Wie alt Orcas werden können, ist gar nicht so leicht zu sagen: 30 bis 50 Jahre, wurde früher geschätzt. Tierschützer des Orca Network halten dem entgegen, dass die Auswirkungen von Jagd, Meeresverschmutzung und anderen Faktoren die Statistik verzerren würden und die großen Delfinverwandten eine natürliche Lebenserwartung von 70 bis 80 Jahren hätten: Ähnlich wie der Mensch also, und ganz wie bei uns leben auch bei den Orcas weibliche Exemplare im Schnitt ein paar Jahre länger als männliche.

Wie hoch auch immer die durchschnittliche Lebenserwartung ist: J2 alias Granny hat sie deutlich überschritten. Als sie 1967 zusammen mit den übrigen Mitgliedern ihrer Schule gefangen wurde, um sie in einen Meeres-Themenpark zu stecken, ließ man J2 wieder frei: Sie galt schon damals als zu alt, um sie in eine unnatürliche Umgebung einzugewöhnen. Bei der Untersuchung wurde geschätzt, dass sie ungefähr im Jahr 1911 geboren worden sein dürfte.

Canal James

J2 lebte fortan vor der Pazifikküste von British Columbia und Washington und gehörte mit der Schule, die sie als ältestes Weibchen anführte, zu den sogenannten Southern Resident Killer Whales, einer ortstreuen Population. Diese Wale wurden nicht nur über Jahrzehnte hinweg studiert, sie – und insbesondere Granny – waren auch Galionsfiguren im Kampf gegen die Praktik, wildlebende Meeressäuger einzufangen, um sie für Showzwecke auszustellen.

2016 war die Matriarchin Star einer Dokumentation der BBC. Und die BBC vermeldet nun auch, dass Granny tot sein dürfte. Zuletzt wurde sie im vergangenen Oktober gesichtet. Wegen der langen Zeitspanne ihres Verschwindens hat das Center for Whale Research (CWR) Granny nun für tot erklärt. CWR-Forscher Ken Balcomb dazu: "Es war unvermeidlich, dass dieser Tag kommen würde, dennoch ist es eine traurige Nachricht." (jdo, 3.1.2017)