Bericht der "Beijing News", wie sich ein echter Krankenwagen und ein falscher auseinanderhalten lassen. Der echte Notarztwagen trägt über seiner Frontscheibe in blauer Farbe die Notrufnummer 120. Auf seiner Motorhaube muss in roter Schrift in Chinesisch und Englisch das Wort für "Ambulanz" stehen.

Foto: Erling

Viele Länder warnen ihre Bevölkerung vor gefälschten Banknoten, indem sie auf Sicherheitsfäden oder Wasserzeichen hinweisen. China lehrt seine Bürger, wie sie echte von unechten Krankenwagen auseinanderhalten können. Notorische Betrüger nutzen die Hilflosigkeit von Patienten aus, um lukrative Geschäfte mit deren Transporten zu machen. Sie holen sie in gefakten Ambulanzfahrzeugen mit falschem medizinischem Personal an Bord ab und kassieren kräftig ab. Welcher Kranke schaut schon nach, ob der für ihn bestellte Krankenwagen echt ist oder nicht?

In China sollte er es tun. Vorsicht vor "Fälschungen bei Rettungswagen, die unter dem Notruf 120 fahren", erschreckte am Montag die Tageszeitung "Bejing News" ihre Leser. In der Ausgabe wurden Zeichnungen abgebildet, die veranscheulichen sollen, wie sich ein Originalkrankenwagen von einem Fake unterscheiden lässt – so als ginge es um einen falschen Fünfziger.

Kraftfahrzeugschein kontrollieren

Zum einen muss der echte Notarztwagen – 530 solcher Fahrzeuge sind in Peking im Einsatz – über seiner Frontscheibe in blauer Farbe die Notrufnummer 120 tragen. Auf seiner Motorhaube muss in roter Schrift in Chinesisch und Englisch das Wort für "Ambulanz" stehen. Das internationale Logo muss den von einer Schlange umwundenen Stab (Äskulapstab) zeigen. Im Innenraum muss eine amtliche Preisliste aushängen, was einzelne Hilfeleistungen kosten. Noch grotesker ist der Rat an den Beförderten, sich den Kraftfahrzeugschein für die Ambulanz zeigen zu lassen. In ihm dürfen nur die Namen des Krankenhauses oder der Notaufnahme eingetragen sein, denen das Fahrzeug gehört, aber nicht die Namen von Privatpersonen.

Chinas Fälscher scheuen offenbar vor nichts zurück. Die Fälscher, die das Leben der Beförderten in Gefahr bringen, kommen besonders oft zum Zug, wenn stationär behandelte Patienten nach ihrer Operation mit dem Krankenwagen wieder zu sich nach Hause in Nachbarstädte und Nachbarprovinzen gebracht werden wollen. Die Bestellung eines Fahrzeugs wird mitgehört oder abgefangen. Manche Mitarbeiter in Hospitälern machen gemeinsame Sache mit den falschen Ambulanzen. Jüngste Betrugsfälle in Städten wie Changsha, Shenyang und Xian führten nun zur Warnung der Öffentlichkeit, schrieb "Beijing News". Hinweise dazu stehen auch auf Chinas Notruf-Webseite.

Bande mit 55 gefälschten Rettungswagen

Ganz neu ist das nicht. In Zhoukou, einer Stadt der Provinz Henan, flog 2014 eine Bande mit 55 nicht autorisierten, von den Mitgliedern selbst hergestellten Rettungswagen auf. Sie hatten sich mit gefälschten Dokumenten und Stempeln unter den Namen zweier Krankenhäuser bei der Verkehrsbehörde registrieren lassen. Das enthüllte eine Brennpunktsendung des CCTV-Staatsfernsehens.

Korruption war offenbar auch im Spiel. Die beteiligten Hospitäler behaupteten, nichts von der Sache gewusst zu haben. In der Notaufnahme von Anhuis Provinzhauptstadt Hefei prügelten sich 2014 zwei Rettungsteams um den Transport eines entlassenen Patienten. Sein behandelnder Arzt hatte die 120 gewählt. Darauf kamen zwei Ambulanzen angefahren, eine echte und eine falsche. Die falsche hatte sogar eine Pflegerin in echter Krankenschwesterntracht an Bord. (Johnny Erling aus Peking, 3.1.2017)