Die Islamische Glaubengemeinschaft in Österreich (IGGÖ) hat auf ihrer Website eine Stellungnahme veröffentlicht, auf der sie ausdrücklich das Massaker in der Silvesternacht im Nachtklub von Istanbul verurteilt. Das ist insofern registrierenswert, als die Formulierung so lautet: "Der Tatort tritt dabei in den Hintergrund. Ob es um einen Weihnachtsmarkt, ein Gotteshaus oder wie hier um einen Nachtklub geht, zielen Terroristen darauf ab, das friedliche Zusammenleben in der Gesellschaft zu sabotieren."

Hier kann man herauslesen, dass die IGGÖ Interpretationen in den muslimischen Gemeinden entgegentreten will, ein Anschlag auf so etwas Unislamisches wie einen Nachtklub sei irgendwie zu rechtfertigen.

Immerhin.

In der Türkei selbst wurde allerdings schon vor dem Anschlag massiv gegen das Feiern von Silvester agitiert, vor allem in AKP-nahen Medien. Aber auch in der offiziellen Freitagspredigtvorlage, die von der türkischen staatlichen Religionsbehörde Diyanet immer an die Moscheen verschickt wird, auch ins Ausland. Diesmal hieß es: "Es gehört sich niemals für die Gläubigen, zum Ende eines Jahres (...) illegitime Verhaltensweisen an den Tag zu legen, die (...) nicht mit unseren Werten zu vereinbaren sind." Silvesterfeiern entstammten "einer anderen Kultur".

Für das Erdogan-Regime entstammen allerdings freies Denken und freies Leben auch "einer anderen Kultur". (Hans Rauscher, 2.1.2017)