Linz – Die Österreicher gehen überwiegend optimistisch ins neue Jahr – 63 Prozent bekunden in der aktuellen Market-Umfrage für den STANDARD, dass sie "der nahen Zukunft eher mit Optimismus und Zuversicht" entgegenblicken; das sind deutlich mehr als vor einem Jahr (50 Prozent) oder gar im April (45 Prozent).

Auffallend ist allerdings, dass Optimismus und Pessimismus sich vor allem in den unterschiedlichen Parteiwählerschaften niederschlagen: Bekennende Wähler von SPÖ und Grünen sind besonders optimistisch, Wähler der Freiheitlichen sind ebenso wie die politisch derzeit Unentschlossenen in hohem Maße im Lager der Skeptiker und Pessimisten.

Die erklärten Pessimisten – 31 Prozent der Bevölkerung, ein seit Dezember 2012 nicht mehr erreichter Tiefstand – haben dann auch im politischen Detail andere Zukunftserwartungen als die Optimisten. So rechnen 65 Prozent der Skeptiker mit weiteren EU-Austritten nach dem Brexit, von den Optimisten glauben nur 35 Prozent an eine solche Entwicklung.

Terror macht mehr Sorge

Umgekehrt erwarten 65 Prozent der Optimisten, dass es gelingen wird, Terroranschläge in Österreich zu verhindern, die Skeptiker rechnen zu 63 Prozent mit Anschlägen. Die Sorgen wegen drohenden Terrors sind seit dem Dezember des Vorjahres allerdings von 40 auf 46 Prozent gestiegen – das möglicherweise auch deshalb, weil die aktuelle Umfrage in den Tagen unmittelbar nach dem Attentat in Berlin durchgeführt worden ist.

FPÖ bestens gerüstet für 2017

Die Grafik zeigt, dass die Österreicher in hohem Maße erwarten, dass rechte Parteien gestärkt werden – in der Umfrage wurde der französische Front National vorgegeben. Allerdings ergibt sich auch für die FPÖ ein sehr hoher Wert, wenn man fragt, welche Partei auf die Herausforderungen des Jahres 2017 "gut vorbereitet" wäre.

Bei einer Bewertung nach Schulnoten bekommt die FPÖ von 17 Prozent ein "Sehr gut" und von weiteren 23 Prozent die Note "gut". Die eigenen Anhänger geben der FPÖ sogar zu rund 70 Prozent eine der beiden Spitzennoten. Für die anderen Parteien sieht es so aus:

  • SPÖ Fünf Prozent "sehr gut", 30 Prozent "gut" – vor allem ältere Befragte geben den Sozialdemokraten die Note "gut".
  • ÖVP Drei Prozent "sehr gut", 20 Prozent "gut" – die eigenen Anhänger sind von ihrer Partei ähnlich überzeugt wie die Anhänger der SPÖ von ihrer Partei. Aber die Zahl der deklarierten ÖVP-Anhänger wird eben immer kleiner. Und die Grafik zeigt: 59 Prozent der befragten Wahlberechtigten erwarten heuer einen Obmannwechsel bei der ÖVP – ÖVP-Anhänger ebenso wie Wähler anderer Parteien.
  • Grüne Vier Prozent "sehr gut" und 20 Prozent "gut" sehen ähnlich aus wie bei der ÖVP.
  • Neos Mit zwei Prozent "sehr gut" und zwölf Prozent "gut" fällt die Bewertung deutlich schlechter aus – hier überwiegen Dreier und Vierer.
  • Team Stronach Kein "sehr gut", und nur drei Prozent "gut" – aber 52 Prozent "nicht genügend" beziehungsweise "ganz und gar nicht vorbereitet" sind ein vernichtendes Urteil.

Mehr Vertrauen in Polizei und Bundesheer

Und wem traut man zu, "die Probleme und Herausforderungen in seinem Bereich zu lösen"? An erster Stelle kommt die Familie (89 Prozent) vor dem eigenen Freundeskreis (84), der Polizei (62), dem eigenen Arbeitgeber (58) und dem Bundesheer (55). Polizei und vor allem das Bundesheer haben mit plus elf beziehungsweise plus 22 Prozentpunkten deutlich an Vertrauen gewonnen.

Das gilt – auf deutlich niedrigerem Niveau – auch für die EU (25 Prozent gegenüber 19 Prozent im Vorjahr) und die Beamtenschaft, der nun 28 gegenüber 19 Prozent im Vorjahr vertrauen.

Der Optimismus schlägt auch auf allen politischen Ebenen durch, das Vertrauen in die Regierung stieg von 14 Prozent im Vorjahr auf 29 Prozent. Allerdings rechnen 36 Prozent mit einer Neuwahl noch im Jahr 2017. (Conrad Seidl, 2.1.2017)