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Die Tournee des Stefan Kraft kann sich bisher sehen lassen.

Foto: AP/Schrader

Garmisch – Es lässt sich sagen, dass sich noch nicht viel sagen lässt. Das Jahr ist jung, grün wie die Berge um Garmisch-Partenkirchen. Das weiße Band, das sich den Gudiberg hinunterzieht, setzt sich aus Anlaufspur und Auslauf der Olympiaschanze zusammen. Dort hat sich zu Neujahr die 65. Vierschanzentournee fortgesetzt. In diesem vergleichsweise unkitschigen Konzert spielt der Pole Kamil Stoch zur Halbzeit die erste Geige, wobei zwei weitere Geigen ebenso klar herauszuhören sind. Oberstdorf-Sieger Stefan Kraft liegt 0.8 Punkte zurück, der Norweger Daniel Andre Tande als Dritter hat ebenfalls gute Gesamtsiegchancen. Auch auf dem Podest des Neujahrsspringens drängte sich dieses Trio, nur die Reihenfolge war eine andere, Tande vor Stoch und Kraft.

Der 23-jährige Salzburger Kraft, der auf dem Weg zum Gesamtsieg 2015 in Garmisch auf Rang sechs gelandet war, hat hier ein drittes Podest en suite ohne österreichische Beteiligung verhindert. Er lobte Stoch über den grünen Klee, diesem sei "ein Traumsprung" auf 143 Meter ausgekommen. Denn schon sein eigener 140-Meter-Satz, so Kraft, war "fast perfekt. Als ich gelandet bin und weiter unten die grüne Linie gesehen hab, hab ich mir gedacht, das gibt es doch nicht." Tande gab es noch.

Der Weg

Doch natürlich sieht sich Kraft, durchaus auch im Vergleich zur vorvorigen Saison, "auf einem ausgezeichneten Weg". Etwas von diesem Weg abgekommen ist Krafts Zimmerkollege Michael Hayböck, der Gesamtzweite 2015 fiel als Garmisch-Zehnter auf den insgesamt siebenten Platz zurück. "Ich wäre gern näher dabei", sagte der 25-jährige Oberösterreicher, "aber ich bin auch nicht ganz unzufrieden." Ähnliches gilt für Manuel Fettner (31), der als Zwölfter sein bestes Garmisch-Resultat verbuchte und auf Gesamtrang sieben liegt, aber zugab, sich "mehr erwartet" zu haben.

Jedenfalls lässt sich sagen, dass sich so gut wie sicher ein Trainer aus Österreich mit dem Tourneesieger freuen wird. Bemerkenswerterweise setzen derzeit fast alle Spitzennationen auf Coaches mit ÖSV-Wurzeln. Die Ausnahme ist Slowenien mit den drei Prevc-Brüdern, von denen Tournee-Titelverteidiger Peter als Fünfter in Garmisch am besten abschnitt. Ihre Erfolge sind dank Goran Janus, der 2011 Matjaž Zupan als Cheftrainer folgte, quasi hausgemacht. Ansonsten sieht man sechs Österreicher wacheln, wenn die Ampel auf grün geht.

Seit 2008 wirkt der Vorarlberger Werner Schuster (47) in Deutschland. Sein früherer Assistent, der gleichaltrige Tiroler Stefan Horngacher, ist ihm im Frühling abhanden gekommen, als er nach Polen übersiedelte. Stoch, doppelter Olympiasieger 2014, ist überzeugt davon, dass er nach einer schlechten Saison dank Horngacher zurück in die Spur und an die Tourneespitze fand. Und mit Piotr Zyla hat Horngacher in seinem Team schon einen zweiten Mann, der für Spitzenresultate gut ist. Zyla liegt nach seinem sechsten Platz von Garmisch immerhin auf Rang fünf in der Tournee.

Am Ende zählt es

Besser als dem Vorarlberger Richard Schallert (52), seit 2014 Tschechiens Chefcoach, und dem Steirer Andreas Mitter (35), der für einen finnischen Aufschwung sorgen soll, steht auch Alexander Stöckl (43) da. Der Tiroler hat seit fast sechs Jahren die Norweger unter seinen Fittichen. Rune Velta war Weltmeister 2015, und jetzt ist es Tande, der ganz an der Spitze mitmischt. Laut Stöckl steckt "eine lange, gute Kultur dahinter, dass Österreich immer wieder gute Trainer hervorbringt".

Bleibt Heinz Kuttin (45), der Alexander Pointner im April 2014 als ÖSV-Cheftrainer abgelöst hat. Der Kärntner freut sich "auf die Heimspiele" in Innsbruck (4. Jänner) und Bischofshofen (6. Jänner). "Abgerechnet", weiß Kuttin, "wird zum Schluss." Das lässt sich allerweil sagen. (Fritz Neumann aus Garmisch-Partenkirchen, 1.1.2017)

Ergebnisse Garmisch-Partenkirchen:

1. Daniel-Andre Tande (NOR) 289,2 (138,0/142,0)

2. Kamil Stoch (POL) 286,0 (135,5/143,0)

3. Stefan Kraft (AUT) 282,4 (137,0/140,0)

4. Markus Eisenbichler (GER) 278,9 (136,5/139,5)

5. Domen Prevc (SLO) 278,5 (136,0/139,0)

6. Piotr Zyla (POL) 278,1 (137,0/137,0)

7. Maciej Kot (POL) 269,6 (135,5/135,0)

8. Stephan Leyhe (GER) 268,8 (135,5/134,0)

9. Vincent Descombes Sevoie (FRA) 268,1 (133,0/137,0)

10. Michael Hayböck (AUT) 265,3 (133,0/135,5)

11. Peter Prevc (SLO) 263,2 (130,5/133,5)

12. Manuel Fettner (AUT) 259,5 (133,5/132,5)

Gesamtwertung:

1. Kamil Stoch (Polen) 591,2 Punkte

2. Stefan Kraft (AUT) 590,4

3. Daniel Andre Tande (NOR) 584,6

4. Markus Eisenbichler (GER) 572,0

5. Piotr Zyla (POL) 570,0

6. Michael Hayböck (AUT) 561,5

7. Manuel Fettner (AUT) 554,4

8. Maciej Kot (POL) 548,5

9. Peter Prevc (SLO) 545,0

10. Stephan Leyhe (GER) 538,2.

Weiter: 16. Andreas Kofler (AUT) 527,4 – 25. Markus Schiffner (AUT) 487,0 – 33. Florian Altenburger (AUT) 346,2 – 50. Elias Tollinger (AUT) 109,3