Durch den "Streisand-Effekt" dürfte "Pokémon Prism" derzeit so bekannt sein, wie nie zuvor.

Foto: Pokémon Prism

Basierend auf "Pokémon Crystal", einem Gameboy-Color-Spiel aus 2001 hat der Australier Adam Vierra ("Koolboyman") gemeinsam mit einigen Helfern jahrelang an einer eigenen Edition des Rollenspiels gearbeitet. "Pokémon Prism" war der Name des Projektes, das ein vollumfängliches Abenteuer in einer eigenen Welt mit zahlreichen Zusatzfunktionen, Monstern der ersten vier Generationen und vielen Eigeninhalten bieten sollte.

Doch nur wenige Tage vor dem geplanten, kostenlosen Release der fertigen Version zu Weihnachten ließ Nintendo das Vorhaben stoppen. In einer Abmahnung beanstandeten die Anwälte des japanischen Konzerns die Verletzung mehrerer australischer Urheberrechtsgesetze. Vierra erklärte das Projekt daraufhin für beendet und nahm alle Inhalte offline.

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Piraten verbreiten neue Version im Netz

Allerdings hat Nintendo die Rechnung ohne einer Gruppe von Piraten gemacht, die mit dem Vorgehen des Unternehmens ganz und gar nicht einverstanden sind. Sie haben Version 0.91 des Spieles auf 4chan und anderen Plattformen in Umlauf gebracht und damit wohl langfristig für die Verfügbarkeit von "Pokémon Prism" im Netz gesorgt. Auf Reddit sei im Thread zum Spiel seit dem Leak wieder rege Aktivität zu sehen, berichtet Polygon.

In einer auf Pastebin veröffentlichten Stellungnahme erklären sie, dass sie durch die hohe Popularität des Projektes aufmerksam geworden sind. Man sei eine Gruppe an Leuten, die wollen, "dass ROM-Hacks erfolgreich sind". In der Tat genoss die Fan-Edition des alten "Pokémon"-Games viel Interesse und wurde etwa auch schon von der Community der Livestreaming-Plattform Twitch gemeinschaftlich gespielt.

Wie sie an ihre Kopie der ROM-Datei gekommen sind, verraten sie nicht im Detail. "Magie und Feen. Ein Entwickler war unvorsichtig", so ihr Statement dazu. Man wolle auch versuchen, Fehler in dem Spiel zu beseitigen und Updates herauszugeben. Da man aber wenig Erfahrung mit der verwendeten Programmiersprache habe, hoffe man auf anonyme Hilfe aus dem eigentlichen Entwicklerteam. Man hoffe, dass auch andere "Pokémon Prism" weiter verbreiten würden.

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Nintendos gespanntes Verhältnis zu Fanproduktionen

Die Entwicklung zeigt ein generelles Problem von Nintendo im Umgang mit Fanarbeit auf. Zwar ist der Konzern dafür bekannt, sehr rigide mit seinen Marken umzugehen, dennoch zeigt man im Umgang mit den einzelnen Projekten aus der eigenen Fanbasis kein einheitliches Vorgehen. Erst im September erzwang man das Ende eines anderen Spiels, "Pokémon Uranium", nach neun Jahren Entwicklung.

Während der öffentliche Release von "Prism" buchstäblich im letzten Moment verhindert wurde, laufen diverse Massive Multiplayer-Games wie "PokéMMO", "Pokémon: Dawn of Darkness" oder "Pokémon World Online" seit Jahren unbehelligt. (gpi, 30.12.2016)