"Tutti Frutti" mit den Moderatoren Jörg Draeger und Alexander Wipprecht auf RTL Nitro.

Foto: RTL Nitro

Tutti Frutti ist zurück. Falls Sie diese Nachricht ratlos zurücklässt, hier ein kurzer Exkurs: Die Mischung aus Quiz- und Stripshow lief von 1990 bis 1993 mit Moderator Hugo Egon Balder. Das Konzept stammte aus Italien, wo es bekanntlich bei vielen TV-Formaten Sitte ist, leicht bekleidete Frauen als Aufputz hinzustellen.

In Tutti Frutti erfüllt diese Funktion das Cin-Cin-"Ballett", das sind Frauen in Glitzerbadeanzügen, deren Choreografie sich auf Powackeln und Grinsen, bis es wehtut, beschränkt. Tutti Frutti heißt das Ganze, weil jeder eine Frucht farblich und als Kleber auf einer Brustwarze zugeordnet ist – wegen der Vitamine vermutlich. Ab Freitag gibt es eine Neuauflage – ohne Balder, mit Jörg Draeger und Alexander Wipprecht auf RTL Nitro. Wir durften uns die erste Folge, die zu einem Gutteil aus Rückblenden besteht, vorab ansehen.

Rückblickend setzt man die Show in ihrer Bedeutung da mit dem Mauerfall und der Wiedervereinigung gleich. Na ja. Man sah eben nackte Brüste – jede Menge davon, aber immer nur kurz. Auch die weiblichen und männlichen Quizkandidaten mussten sich ausziehen. Nur die Unterhose durften alle anbehalten. Das Aufregende an der Show bleibt zwischen unglaublich lähmenden Stripnummern verborgen.

Man preist sich zwar als Retter des "erotischen Mittelstandes" zwischen Nippelverbot auf Facebook und Hardcorepornos an, aber sonst haben sich nur die Frisuren und die streng gestrafften Gesichter der reifer gewordenen Komoderatorinnen Monique Sluyter und Elke Jeinsen verändert. Wirklich revolutionär wäre es, wenn Frauen ihre Brüste endlich überall ohne Aufregung zeigen dürften – etwa wenn sie Babys stillen: vorwärts Tutti Mutti! (Colette M. Schmidt, 30.12.2016)