Es ist ein schwieriger Spagat: Viele Jungunternehmer bekommen bei den Banken keine Kredite, um ihre Geschäftsideen umzusetzen, und das Begeben von klassischen Unternehmensanleihen ist zu teuer und zu zeitaufwendig. Für sie ist Crowdinvesting daher eine willkommene Alternative. Dass bei den Finanzierungsplattformen, die diese Projekte abwickeln, andere Maßstäbe angelegt werden (müssen) als bei Banken, liegt bis zu einem gewissen Grad in der Natur der Sache. Es soll ja alles einfacher, schneller und vor allem billiger über die Bühne gehen.

Dennoch birgt die Schwarmfinanzierung auch erhebliche Risiken. Wenn sich während des Prozesses des Geldaufstellens keine Prüfinstanz im Detail ansieht, ob die Angaben der Unternehmen stimmen oder ob sie vielleicht sogar gegen Gesetze verstoßen, dann liegt die Risikoeinschätzung ausschließlich bei den Investoren. Also in der Regel bei privaten Personen, die zwar eine Idee sympathisch finden, deshalb aber noch nicht zwingend einschätzen können, ob diese legal ist oder ob nicht sogar mit frei erfundenen Informationen operiert wird.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es die ersten Fälle gibt, bei denen kleine Anleger um ihr Erspartes umfallen. Dann wird es Rufe nach einem besseren Konsumentenschutz geben, nach mehr Kontrolle, nach mehr Regulierung. Und die Politik wird sich den Vorwurf gefallen lassen müssen, dass sie sehenden Auges in ein Problem geschlittert ist. (Günther Oswald, 29.12.2016)