Immer mehr Gäste, Urlauber wie Geschäftsreisende, suchen und buchen ihr Hotel im Internet. Die Suche nach dem günstigsten Angebot wird durch den Wegfall der Bestpreisklausel schwieriger.

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Fritz Zerweck, geschäftsführender Gesellschafter der Buchungsplattform eHotel

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Nach Frankreich und Deutschland ist es nächste Woche auch in Österreich soweit: Die Bestpreisklausel, die es Hoteliers bis jetzt untersagt, Zimmer auf ihrer eigenen Homepage billiger anzubieten als auf einem provisionspflichtigen Buchungsportal, fällt. Damit wird es für Touristen und Geschäftsreisende komplizierter, ohne Hilfsmittel das für sie günstigste Angebot zu finden.

STANDARD: In Österreich fällt mit Jahresende die Bestpreisklausel bei Online-Buchungen. Welche Folgen hat das?

Zerweck: Dass ein Hotelportal nicht mehr das komplette Angebot zu jedem Zeitpunkt hat, weil Hotels ihre Zimmer über verschiedene Kanäle anbieten und vermarkten können. Für Hotelportale und Verbraucher ergeben sich dadurch neue Möglichkeiten, aber auch zusätzliche Risiken.

STANDARD: Inwiefern?

Zerweck: Ein Verbraucher, der bisher grundsätzlich nur über ein bestimmtes Hotelportal eingekauft hat, wird feststellen, dass er dort Angebote nicht mehr findet oder zumindest nicht zu jedem Zeitpunkt, wie das in der Vergangenheit der Fall war.

STANDARD: Hoteliers haben hingegen wieder die Möglichkeit, mit kurzfristigen Preissenkungen Zimmer zu füllen, die andernfalls möglicherweise leer bleiben würden?

Zerweck: Die hatten sie vorher auch schon. Die Frage ist nur, über welche Hotelportale diese Angebote gemacht werden. Der Hotelier kann sagen, ich biete den günstigsten Preis nur im Direktverkauf an oder auch auf anderen Vertriebswegen.

STANDARD: Oder eben nicht.

Zerweck: Dahinter steht natürlich die Überlegung, dass der Vertriebsweg Hotelportal Provision kostet. Wenn ein Hotelier das Zimmer selbst vermittelt, hat er diese Kosten nicht.

STANDARD: Und die können 15 Prozent und mehr ausmachen, kann man also verstehen, oder?

Zerweck: Sie können auch weniger betragen: Bei uns sind es zwölf Prozent. Der Ruf nach Abschaffung der Bestpreisklausel ist erst vor ein paar Jahren laut geworden. Es waren aber interessanterweise die Hoteliers selbst, die über Jahre hinweg Ratenparität und gleiche Preise auf allen Vertriebskanälen gefordert haben.

STANDARD: Ein Widerspruch also?

Zerweck: Gewissermaßen. Aber so sind Zeitgeist und Entwicklung. Was man früher verlangt hat, ist in hohem Maße erreicht worden, jetzt möchte man das wieder anders haben.

STANDARD: Warum?

Zerweck: Weil sich die Marktverhältnisse stark verschoben haben. Einige der Marktteilnehmer sind mittlerweile sehr mächtig geworden. Aus dieser Abhängigkeit möchten sich die Hoteliers wieder befreien.

STANDARD: Für Reisende, die längerfristig planen, von Nachteil?

Zerweck: Zum Teil schon. Jetzt kann es passieren, dass ein Zimmer günstiger wird, je länger ich zuwarte. Und es kann vor allem auf einem Kanal günstiger werden, den ich gar nicht im Auge habe. Genau da setzt eHotel als Meta-Search-Vertreiber an.

STANDARD: Indem Sie was tun?

Zerweck: Wir vergleichen mit Meta-Search-Technologie die Angebote sämtlicher Vertriebswege der Hotels. Im Anschluss führen wir die Daten für ein konkretes Hotel zusammen und bieten unseren Nutzern einen Überblick über alle Zimmerpreise und deren Konditionen. Daraus kann der Reisende unter Garantie direkt bei uns das günstigste Angebot buchen oder zum Beispiel das mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis.

STANDARD: Konsumentenschützer in Österreich haben argumentiert, Bestpreisklauseln würden Reisenden keine Vorteile bieten, weil der Wettbewerb zwischen den verschiedenen Plattformen dadurch behindert werde. Ist das richtig?

Zerweck: Einige große Portale (Booking.com, Expedia, HRS, Anm.) haben den Markt in eine oligopolistische Struktur gebracht, welche in jeder Branche in der Regel zu einer Einschränkung der Angebotsvielfalt und -güte führt. Ein Hotel ist dann umso abhängiger von einem Portal, je mehr Reisende dieses Portal für ihre Buchungsentscheidung konsultieren.

STANDARD: In Deutschland ist es Buchungsplattformen seit Sommer untersagt, Hotels in ihrer Preispolitik einzuschränken. Welche Erfahrungen hat man seitdem gemacht?

Zerweck: Wir beobachten, dass es auf verschiedenen Buchungskanälen unterschiedliche Angebote gibt. Wir sehen auch, dass Hotels ihre Zimmer im Direktvertrieb über ihre eigene Homepage zum Teil günstiger anbieten. Umgekehrt muss man sehen: Ein Hotel, das einem Portal kein Angebot oder ein weniger attraktives Angebot macht, bekommt keine Sichtbarkeit und verliert dadurch den Kontakt zum Verbraucher.

STANDARD: Gibt es nun mehr oder weniger Transparenz am Markt?

Zerweck: Sie ist eingeschränkter.

STANDARD: Wie viel Prozent Ihres Geschäfts machen Sie mit Firmen- und wie viel mit Privatkunden?

Zerweck: Derzeit haben wir etwa 60 bis 70 Prozent Geschäftsreisende, der Rest sind Endverbraucher, die über eHotel buchen.

STANDARD: Lassen sich Hotelzimmer online noch anders verkaufen als ausschließlich über den Preis?

Zerweck: Ich glaube schon, wobei der Zimmerpreis aber immer zentral sein wird. Gerade bei der Geschäftsreise sind auch die vor- und nachgelagerten Prozesse bei Buchungsvorgängen wichtig – zur Unterstützung der Buchhaltung des Unternehmens.

STANDARD: Manche Konsumenten sind aufgrund der schieren Vielfalt an Angeboten im Netz häufig überfordert. Was raten Sie denen?

Zerweck: Wir legen einen Fokus auf gute Such- und Filtermechanismen. Unter professioneller Anleitung beziehungsweise mit der richtigen Technik findet man so relativ unkompliziert das passende Angebot für jede Zielgruppe.

STANDARD: Wird die Onlinevermittlung, auf die derzeit schon mehr als die Hälfte aller Hotelbuchungen entfällt, in Zukunft noch stärker wachsen?

Zerweck: Die Digitalisierung des Lebens schreitet rasch voran. Schon heute spielt die Reisevermittlung eine Vorreiterrolle in der Internetwelt. Wir gehen davon aus, dass Online weiter wachsen wird, wenn auch vielleicht etwas langsamer als zuletzt. (Günther Strobl, 29.12.2016)