Diese Pfeilkrautknollen wurden vor fast 4.000 Jahren angebaut.
Foto: Katzie Development Limited Partnership

Ottawa – Der älteste Garten, den man im pazifischen Nordwesten Nordamerikas je gefunden hat, lag unter Wasser: An der archäologischen Fundstätte DhRp-52, etwa 30 Kilometer östlich der kanadischen Stadt Vancouver gelegen, bauten amerikanische Ureinwohner vor mehr als 3.800 Jahren Wasserpflanzen an. Heute wird die Region vom Volk der Katzie bewohnt, das nur etwa 500 Menschen umfasst.

Die Archäologen stießen auf die Überreste einer zweigeteilten Kulturfläche: Auf etwas erhöhtem trockenem Land befanden sich Hütten, in der angrenzenden Hydrokultur wurden sogenannte Wapatos angebaut: Pflanzen aus der Gattung der Pfeilkräuter, die in schlammigem Boden unter Wasser gedeihen. Im Englischen tragen sie auch die Namen "swamp potatoes" oder "Indian potatoes" – auch wenn sie mit Kartoffeln nichts zu tun haben –, weil sie essbare Knollen hervorbringen.

Archäologen haben die ehemalige Anbaustätte abgesteckt.
Foto: Katzie Development Limited Partnership

Bei den Ausgrabungen fanden die Archäologen mehr als 3.700 solcher Wapatos. Die Überreste der Knollen seien dunkelbraun bis schwarz, von den meisten sei nur noch die Schale übrig, einige wiesen aber noch Stärke im Inneren auf, schreiben die Wissenschafter um die Archäologin Tanja Hoffmann von der kanadischen Simon Fraser University.

Bei den Grabungen entdeckten sie auch rund 150 durch Feuer gehärtete, kellenähnliche Holzwerkzeuge mit gerundeter Vorderkante, die offenbar zur Ernte der Knollen eingesetzt wurden. Außerdem war die einst unter Wasser gelegene Fläche mit Steinen ausgelegt, damit die Knollen sich nicht zu tief in den Boden eingraben konnten.

An den Werkzeugen dürften einst lange Holzstiele angebracht gewesen sein.
Foto: Katzie Development Limited Partnership

Es sei der erste Beleg dafür, dass die zuvor als reine Jäger-und-Sammler-Kulturen betrachteten damaligen Bewohner der Region schon eine erste Form von Landwirtschaft betrieben hätten, heißt es in der Studie, die in der Dezemberausgabe des Fachmagazins "Science Advances" veröffentlicht wurde. Es handelte sich zwar noch um unveränderte Wildpflanzen, doch gediehen sie unter kontrollierten Bedingungen. (red, 27. 12. 2016)