Paul Peter Porges wurde in Wien-Fünfhaus geboren.

Peter Rigaud

Wien/Kingston – Er war ein erfolgreicher Cartoonist, zeichnete für große Magazine, seine Originale wurden in Galerien verkauft. Im Humor des Paul Peter Porges spiegelten sich die Kuriositäten des amerikanischen Alltags – und die Erinnerungen an seine frühe Heimat, in die er gedanklich und schließlich immer wieder auch tatsächlich zurückkehrte: nach Wien.

1927 geboren, wuchs Paul Peter in Fünfhaus auf. Früh entdeckte der Vater, ein Greißler, dessen Zeichentalent. An der Kunstgewerbeschule hätte er es entwickeln können, doch der "Anschluss" kam dazwischen. Als Jude musste er fliehen, ein Kindertransport brachte ihn nach Frankreich. In der Schweiz lernte er seine spätere Frau Lucie kennen, ebenfalls aus Wien und vor den Nazis geflohen. Sie studierte Kunst und Mode, er entwickelte sich autodidaktisch weiter.

Nach dem Krieg bei der US-Armee brachte er es zum Karikaturisten im Soldatenmagazin Stars and Stripes. Danach – inzwischen waren die Porges in New York beheimatet – erklomm er verschiedene Leitern. Bei der großen Familienillustrierten Saturday Evening Post war er der meistpublizierte Zeichner; ab den Sechzigerjahren konnte er zudem seine satirische Ader im Mad Magazine ausleben, für das er auch mehrere Bücher herausgab. Schließlich erreichte er, wovon viele Zeichnerkollegen nur träumen: immer wieder im New Yorker zu erscheinen.

Ab den Siebzigern kamen Lucie und PPP, wie ihn Familie und Freunde nannten ("aber nicht auf Englisch, da klingt's ja furchtbar!"), immer wieder nach Wien. Alte Erinnerungen und neue Bekanntschaften flossen in seine Arbeit ein, seltsame Hofräte und schräge Vögel verarbeitete er zu Illustrationen und Tableaus. Seine Kunst bestand vor allem darin, dass er komplexe Beziehungen von Geschichtlichem und selbst Erfahrenem, von "cultural clashes" und Nonsens auf prägnante Nenner brachte: "Dr. Sigmund Freud in Amerika – kostet seinen ersten Banana Split".

Im Jahr 2000 widmete das Jüdische Museum den beiden eine Doppelpersonale – ihr, der Modeschöpferin und Kreativchefin des New Yorker Hauses Trigère, und ihm, dem arrivierten Cartoonisten mit dem Wiener Schmäh.

Ihre Vertrautheit mit der alten Heimat wurde durch Lucies Tod 2011 jäh beendet. Zuletzt lebte Paul Peter Porges zurückgezogen, umsorgt von den Töchtern Vivette und Claudia, zuletzt bei Claudias Familie auf Jamaica. Am 20. Dezember starb er in Kingston. (Michael Freund, 27.12.2016)