Wir sind stärker als jeder Aggressor. Diesen Satz hat Wladimir Putin in den vergangenen zwei Tagen gleich dreimal gesagt, zweimal davon auf der Jahrespressekonferenz. Eine Herausforderung der USA? Nein, sagt der Kremlchef, denn er bestreite nicht, dass die USA das größte und modernste Militär hätten. Aber als Triumphgehabe gegenüber dem scheidenden US-Präsidenten Barack Obama darf sein Auftritt in jedem Fall gelten.

Taktisch klug nutzte Putin den Sieg der syrischen Regierungsarmee in Aleppo – mit kräftiger Beihilfe der russischen Luftwaffe – nicht nur zu einem Verhandlungsangebot an die diversen Kriegsparteien in Syrien. Auch den Wahlerfolg Donald Trumps in den USA inszenierte er als eigenen Sieg – nicht als einen russischer Hacker, sondern als solchen russischer "traditioneller Werte", wohlgemerkt. Süffisant erteilte Putin den Amerikanern Nachhilfestunden in Sachen Demokratie, indem er ihr "archaisches Wahlsystem" kritisierte oder die Demokratische Partei aufs Korn nahm, die "den ersten Teil ihres Namens vergessen" habe.

Es war ein Auftritt der Stärke, den Putin in Moskau dargeboten hat – aus Kremlsicht durchaus berechtigt, denn das Jahr war für die russische Führung außenpolitisch und militärisch durchaus erfolgreich. Aber mehr noch geht es um die Zukunft. Putin hat damit auch sein Territorium für alle künftigen Gespräche mit Trump abgesteckt. Moskau will aus einer Position der Stärke heraus verhandeln. (André Ballin, 23.12.2016)