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Invasion der Rollkofferzieher: Ein Banner mit einem Schriftzug gegen die Vermietung privater Wohnungen in Barcelona.

Foto: REUTERS/Albert Gea

San Francisco/Wien – Der Ferienwohnungsvermittler Airbnb will nach eigenem Bekunden Zugeständnisse an Steuerbehörden auf der ganzen Welt machen. Der US-Konzern hat eine Reihe von Vorschlägen veröffentlicht, wie man mit Gesetzgebern in Zukunft zu einer gütlichen Einigung unter Wahrung beiderseitiger Interessen kommen könnte.

Als Königsweg sieht das Unternehmen vor, dass es selbst Tourismusabgaben von privaten Vermietern einhebt und an die Steuerbehörden weiterleitet. Solche Vereinbarungen hat Airbnb weltweit bisher bereits mit 200 Städten abgeschlossen. In Zukunft will man mit noch mehr Jurisdiktionen entsprechende Einigungen erzielen.

Ruhestörung

Auch ein besseres Verhältnis mit Nachbarn von Vermietern strebt das Unternehmen demnach an. In den meisten Ländern, in denen es tätig ist, müssen Airnbn-Anbieter alle Mieter eines Wohnhauses um ihre Zustimmung bitten – zumindest in der Theorie. In der Praxis geben viele Vermieter oft einfach nicht Bescheid. Bei häufiger Vermietung ist Ärger mit den Nachbarn wegen zu hoher Lautstärke oder anderer Formen der Ruhestörung keine Seltenheit.

Als Kompromiss schlägt Airbnb nun die Einführung von Maximalgrenzen für Übernachtungen pro Vermieter vor, wie sie in manchen Städten kürzlich beschlossen wurden. In Amsterdam dürfen Einwohner ihre Wohnungen künftig nur noch maximal 60 Tage pro Jahr vermieten, in London sind es bis zu 90 Tage.

Klage fallen gelassen

Die Vorschläge sind eine von mehreren Gesten des Entgegenkommens. So hat Airbnb, dessen Firmenwert 30 Milliarden US-Dollar beträgt, vor wenigen Wochen auch eine Klage gegen die Stadt New York fallengelassen. Darin ging es um den Versuch, neu erlassene gesetzliche Schranken für die Kurzzeitvermietung zu Fall zu bringen.

Andere Prozesse laufen hingegen noch. Bei einem davon konnte Airbnb kürzlich einen Erfolg einfahren: Ein Gericht in Barcelona erklärte eine 30.000-Euro-Strafe wegen fehlender Genehmigungen zur Wohnungsvermittlung an Touristen für nichtig.

Um Einigung bemüht

Beobachter vermuten nun einen Strategiewechsel. Bisher ist das schnell wachsende Unternehmen stets auf Konfrontationskurs mit Steuerbehörden gegangen. Regulative Vorschriften wurden entweder umgangen oder ignoriert.

Das Unternehmen will heuer erstmals Gewinn machen, die Konzernleitung denkt über einen baldigen Börsengang nach. Kritiker des Geschäftsmodells betonen stets, die zunehmende private Vermietung treibe die Mietpreise in die Höhe, wodurch in Städten wie Wien ein erhöhter Verdrängungswettbewerb herrsche. (red, Reuters, 24.12.2016)