Zumindest früher war Wladimir Putin kein großer Freund des Internets. Er soll es einst als "CIA-Erfindung" bezeichnet und sich vor politischer Opposition, die sich im Netz organisiert, gefürchtet haben. Doch diese Zeiten sind vorbei. Mittlerweile hat Putin erkannt, wie man das Netz und vor allem soziale Medien nutzen kann, um westliche Demokratien unter Druck zu setzen. Besonders seit der Ukraine-Krise überfluten russische Kampfposter das Netz, 2016 soll der russische Geheimdienst dann begonnen haben, die zwei großen US-Parteien zu hacken.

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Putin wird vorgeworfen, das Hacken von US-Parteien angeordnet zu haben
Foto: Reuters/Itar-Tass

Während gestohlene Inhalte aus der republikanischen Parteizentrale geheim blieben, tauchten E-Mails der Demokraten und jene von Hillary Clintons Wahlkampfmanager tröpferlweise auf Wikileaks auf. "Das Hacken und Trollen macht Putin zu einer der bösartigsten Kräfte, was Desinformation online anbelangt", kommentiert Wired.

Bösewicht Assange

Und auch Julian Assange bekommt sein Fett weg: Er soll die Publikation interner Informationen aus Clintons Umfeld nicht nach dem maximalen Informationsgehalt, sondern nach dem maximal für Clinton schädlichen Inhalt ausgewählt haben. Zu nennen wären auch noch antisemitische Ausfälle auf Wikileaks' Twitter Account sowie die Veröffentlichung von privaten Daten einfacher Bürger.

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Wikileaks-Gründer Assange sorgte mit antisemitischen Tweets für Kritik
Foto: AP/Augstein

"Bösartigster Twitter-Nutzer"

Aber auch der gewählte US-Präsident Donald Trump, den die russische Hacking-Attacken unterstützt haben sollen, findet sich auf der Liste wieder.

Trump verbreitete Fake-News und Hetze
Foto: AFP/Kowalsky

Trump geht auf seinem mehr als 17,6 Millionen Follower starken Twitter-Kanal auf Journalisten, Richter und allgemein Andersdenkende los, außerdem verbreitet Trump Fake-News, die faktischen Grundlagen entbehren. Neben Trump gilt dessen Berater Steve Bannon, der einstige Chef der sehr rechten Breitbart.com-Publikation, als Katalysator für Falschmeldungen im Netz.

FBI-Chef James Comey tat 2016 auch wenig, um sich in der Netzgemeinde beliebt zu machen. Ganz abgesehen von Comeys Intervention im US-Wahlkampf, der Clinton entscheidende Stimmen gekostet haben soll, lieferte sich Comey Anfang 2016 ein beinhartes Match mit Apple. Er wollte den iPhone-Hersteller dazu zwingen, eigene Entschlüsselungssoftware für das FBI herzustellen.

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FBI-Chef Comey lieferte sich ein Scharmützel mit Apple
Foto: APA/AFP/Getty/McNamee

Terror im Netz

Schuld daran war eine weitere Gruppierung, die als Feind des Internets gelten kann: Die Terrororganisation IS. Diese schaffte es ausgezeichnet, das Netz erneut mit Terrorpropaganda zu überschwemmen und Verschlüsselung in Verruf zu bringen. Mit seinen Videos und Magazinen soll der IS Einzeltäter zu Anschlägen inspiriert haben. Deren einziger Kontakt mit der Terrororganisation erfolgte über das Netz.

Die Wired-Liste lässt sich fortsetzen: Weltweit hackten Regierungen wieder einmal um die Wette. Der Iran versuchte, Dissidenten, die Telegram nutzten, auszuspähen; während der türkische Präsident Recep Tayyep Erdogan regelmäßig soziale Medien insgesamt blockierte. Auch China verschärfte seine Zensurmaßnahmen, während beispielsweise Deutschland massiv Budget für mehr elektronische Überwachung bereitgestellt hat. (red, 22.1.2017)