Die Handalarmgeräte sollen die Aufmerksamkeit von Passanten auf sich ziehen. Frauen will die Polizei über dieses Mittel auch in der Sicherheitsprävention schulen.

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Salzburg/Wien– Es hat nur ein paar Minuten gedauert, dann waren sie alle weg. Die Handalarmgeräte, die die Salzburger Polizei am Donnerstag ausgeteilt hat, lockten viele Frauen in die Landespolizeidirektion. 400 kostenlose Taschenalarme bereitete die Polizei vor. "Ich bin extra eine Stunde von Parsch zu Fuß hierhergekommen, und jetzt sind die Geräte weg", zeigt sich eine Salzburgerin enttäuscht.

Der Andrang ließ auch bis Mittag nicht nach. Frauen, die zu spät gekommen waren, konnten sich auf einer Liste eintragen lassen. "Bei der nächsten Aktion werden die Frauen dann persönlich angerufen", sagte Polizeisprecherin Valerie Hillebrand. Die kleinen Anhänger, bei denen ein Stift gezogen oder ein Knopf gedrückt wird, geben einen schrillen Sirenenton von sich. "Das Gerät erregt Aufmerksamkeit. Es gibt gewisse Situationen, wo das hilft", sagt Hillebrand. Etwa wenn Frauen in Bedrängnis geraten. Den großen Ansturm sieht die Polizeisprecherin als positives Zeichen. "Wir wollen, dass die Bevölkerung sich sicher fühlt." Natürlich komme auch ein psychologischer Faktor hinzu, sagt Hillebrand.

Zwischen 100 und 130 Dezibel laut

Insgesamt werden im Rahmen des Projekts Gemeinsam.Sicher österreichweit 6.000 Taschenalarme verteilt. Die Stückanzahl wurde je nach Bevölkerungsanteil auf die Bundesländer aufgeteilt. Die meisten Alarme, die zwischen 100 und 130 Dezibel laut sind, werden also in Wien ausgeteilt. Dort will die Polizei als Reaktion auf die massenhaften Übergriffe in der Kölner Silvesternacht auch vor dem 31. Dezember sowie direkt am Wiener Silvesterpfad Alarme verteilen.

"Die Verteilaktion ist ein Mittel, um bei der Zielgruppe Aufmerksamkeit zu erregen", sagt der Präventionsbeauftragte der Polizei Salzburg, Robert Meikl. Das Sicherheitsbedürfnis sei derzeit hoch, so könne man Frauen auch in der richtigen Reaktion auf brenzlige Situationen schulen. Seine Tipps: "Ein Gefahrenradar aufbauen, mit offenen Augen, bewusst durchs Leben gehen und nicht andauernd ins Handy schauen", sagt Meikl. Wichtig sei auch, wie sich Frauen bewegen. "Ein selbstsicherer Gang ist wichtig, nicht nach außen Unsicherheit signalisieren", betont der Inspektor.

Gestikulieren, schreien und sich mit allen Mitteln wehren

Sollte es dennoch zu Übergriffen kommen, sollten Frauen wild gestikulieren, laut schreien und sich entschieden mit allen Mitteln wehren. Das bewirke in vielen Fällen, dass der Täter ablässt, sagt Meikl. Davon, sich mit Waffen oder Pfeffersprays zu verteidigen, rät der Polizist ab. "Wir raten eher zur passiven Sicherheit." Es gebe zudem nur wenige Situationen, wo eine Waffe anwendbar sei. Meist würden durch Waffeneinsatz Notwehrüberschreitungen, ein Überschießen oder schreckliche Unfälle, wie etwa jemanden Falschen anzuschießen, passieren.

Vorfälle im letzten Jahr – wie die Vergewaltigung am Treppelweg oder die Übergriffe in Köln – hätten zu vielen Anrufen verunsicherter Salzburgerinnen geführt, sagt der Beamte. Die Frauen würden etwa fragen, ob sie noch sorglos joggen gehen können. Meikls Antwort: "Man soll seine Lebensgewohnheiten beibehalten, aber Gefahren nicht negieren." (Stefanie Ruep, 22.12.2016)