Die Palliativmedizin betreut das Leben bis zum letzten Atemzug. Das neue Hospizkonzept soll in Tirol flächendeckende Versorgung sichern.

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Innsbruck – Mit dem neuen Konzept sei ein großer Wurf gelungen, sagt die Vorsitzende der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft, Elisabeth Zanon. "Wir setzen hier bereits vieles von dem, was bei der großen Hospizenquete im Parlament im Vorjahr besprochen wurde, praktisch um", sagt die Medizinerin und ehemalige ÖVP-Landeshauptmann-Stellvertreterin.

Mobile Palliativteams

Das neue Tiroler Hospizkonzept fußt auf mehreren Säulen. Kernstück, so Zanon, sei die Betreuung zu Hause: "Denn das wollen im Grunde alle Betroffenen, jedoch ist die häusliche Pflege auch mit vielen Unsicherheiten verbunden." Viele Angehörige fühlen sich überfordert mit einer solchen Aufgabe, weshalb man künftig mobile Palliativteams in ganz Tirol bereitstellen wird, die Angehörige bei der häuslichen Pflege unterstützen. Dieses Angebot gibt es derzeit bereits in den Bezirken Innsbruck und Innsbruck-Land sowie in den Modellregionen im Außerfern und in Osttirol.

"Als Verantwortliche für die Versorgung im niedergelassenen Bereich ist die ambulante Hospiz- und Palliativversorgung ein Herzstück für die Ermöglichung würdevollen Sterbens zu Hause. Gemeinsam mit unseren Vertragsärzten vor Ort stellen wir bis 2018 eine flächendeckende Versorgung sicher", sagt der Obmann der Tiroler Gebietskrankenkasse (TGKK), Werner Salzburger. Die TGKK wird für den Einsatz mobiler Teams, die aus Ärzten, Pflegekräften und ehrenamtlichen Helfern bestehen, jährlich 270.000 Euro bereitstellen.

Momen Radi, Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte in Tirol, begrüßt diese Pläne grundsätzlich: "Jede Unterstützung ist uns im niedergelassenen Bereich willkommen." Allerdings warnt er davor, neue bürokratische Strukturen zu schaffen, die Ressourcen binden, die sonst für die Patientenbetreuung verwendet werden können. Dass die Hausärzte, die ihre Patienten oft ein Leben lang kennen, diese auch beim Sterben begleiten, sei anzustreben. Allerdings müsse man die niedergelassenen Ärzte dann auch in die Betreuung einbinden: "Wir wollen nicht, dass die Arbeit dann aus dem Krankenhaus heraus passiert." Im Idealfall, so Radi, werden die niedergelassenen Ärzte bei den mobilen Teams miteingebunden.

Hospizhaus wird in Hall in Tirol gebaut

Bis 2018 wird auch das Hospizhaus Tirol fertiggestellt sein. Vergangene Woche erfolgte der Spatenstich dafür in Hall in Tirol. Die Gesamtkosten für das Haus belaufen sich auf 12,8 Millionen Euro, wovon 8,3 Millionen das Land Tirol beisteuert. Derzeit befindet sich die Hospizstation noch in Innsbruck, wo 2015 insgesamt 327 Menschen betreut wurden.

Zudem werden bis 2018 in allen Tiroler Kliniken Palliativkonsiliardienste eingerichtet. "Es gibt auf fast allen Stationen in einem Krankenhaus todkranke Menschen. Aber nicht jede Fachabteilung hat die Ressourcen, sich dementsprechend um diese Patienten zu kümmern", erklärt Zanon die Idee dahinter. Künftig sollen an jeder Klinik Teams bereitstehen, die in einem solchen Fall hinzugezogen werden können. So müssen Patienten die vertraute Station nicht verlassen.

Kinder- und Jugendhospiz ab 2017

Weil in Tirol jährlich auch bis zu 50 Kinder und Jugendliche betroffen sind, wurden von der Landes-Zielsteuerungskommission, in der neben dem Land und den Sozialversicherungen auch der Gemeindeverband und der Bund vertreten sind, eigene Mittel für junge Patienten beschlossen. So werden an der Innsbrucker Kinderklinik zwei Palliativbetten mit zusätzlichem Personal eingerichtet, bestätigt Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg. Zudem werden Land und TGKK über den Gesundheitsfonds 100.000 Euro für ein mobiles Kinderpalliativteam bereitstellen.

Im Tiroler Hospizkonzept sind auch die Förderung der Hospizkultur in den Pflegeheimen sowie die Stärkung des Ehrenamtes verankert, das für diesen Bereich unerlässlich sei, so Zanon. Sie rechnet mit jährlichen Kosten von insgesamt zehn Millionen Euro, um die Maßnahmen umzusetzen. (ars; 21.12.2016)