Die Geschäfte sind in der Vorweihnachtszeit nicht nur an den besonders stark frequentierten Samstagen voll. Dennoch kommt die Steuerreform nicht recht bei den Einzelhändlern an.

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Wien – Den Arbeitnehmern bleibt heuer dank der Reform der Lohn- und Einkommensteuer deutlich mehr von ihrem Verdienst. Auch wenn der private Konsum laut Wirtschaftsforschern dadurch um rund drei Prozent höher liegt als im Vorjahr, scheinen die Konsumenten das Geld nicht für Weihnachtsgeschenke auszugeben. Das zeigt eine Zwischenbilanz zum Weihnachtsgeschäft des Forschungsinstituts KMU-Forschung Austria im Auftrag der Sparte Handel der Wirtschaftskammer.

Basierend auf den Zahlen für die ersten drei Dezemberwochen dürfte der gesamte Weihnachtsumsatz im Einzelhandel heuer nominell um 0,5 Prozent auf 1,63 Milliarden Euro wachsen, so die Prognose. Nach einem Einbruch 2012 soll damit zum ersten Mal wieder das Rekordniveau von 2011 erreicht werden. Rechnet man jedoch die Inflation ein, steht heuer im Jahresvergleich ein Minus von 0,5 Prozent zu Buche.

Onlinehandel feiert Bescherung

Im stationären Handel stagnieren die Umsätze schon seit 2009. Wachstum kommt seit Jahren nur mehr aus dem Onlinehandel. Mit dem reinen Versandgeschäft knacken die heimischen Händler in der Weihnachtszeit heuer zum ersten Mal die Marke von 100 Millionen Euro, was einem Zuwachs von fünf Prozent entspricht. Im Vergleich zum stationären Handel spielen Bestellungen übers Internet mit rund sechs Prozent der Gesamtumsätze aber immer noch eine geringe Rolle.

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Nochmals rund 100 Millionen Euro fließen laut Spartenobmann Peter Buchmüller durch Onlinehändler mit Sitz im Ausland ab. In Zukunft wolle man die Konsumenten noch stärker dafür sensibilisieren, dass durch ausländische Anbieter Jobs und Kaufkraft in Österreich gefährdet seien. Gleichzeitig sollten die heimischen Händler aber auch Chancen nutzen, Konsumenten im Ausland anzusprechen, wünscht sich Buchmüller.

Bedeutung nimmt ab

Als "Weihnachtsgeschäft" wird jener Umsatz im Dezember bezeichnet, der über das durchschnittliche Monatsgeschäft im Zeitraum Jänner bis November hinausgeht. Während jährliche Schwankungen gering sind und sich nicht durch Faktoren wie die konjunkturelle Entwicklung erklären lassen, nimmt die Bedeutung des Weihnachtsgeschäfts generell ab. Vor einigen Jahrzehnten fiel noch ein deutlich größerer Anteil der Konsumausgaben im Advent an. Aktuell liegen die Dezemberumsätze im Einzelhandel nur mehr um 28 Prozent über jenen eines "normalen" Monats.

Deutlich höher ist der Anteil bei Spielwaren, Uhren, Schmuck, Elektronik und Büchern. Letztere verkaufen sich heuer im Vergleich zum Vorjahr übrigens auffallend schwach: Die Umsätze fielen in den ersten drei Dezemberwochen um fünf Prozent. Es gehe dem stationären Buchhandel aber nicht generell schlecht, sagt Ernst Gittenberger von der KMU-Forschung Austria. Zu den Gewinnern des Jahres gehören Verkäufer von Schuhen und Lederwaren, die die Umsätze um drei Prozent steigern konnten.

Mietpreise fressen Geschenkebudget

Ein Grund dafür, dass sich die Steuerreform im Weihnachtsgeschäft kaum bemerkbar macht: Nur rund ein Drittel der Konsumausgaben fließt in den Einzelhandel. Laut Gittenberger werden die höheren Einkommen außerdem teilweise von gestiegenen Preisen, insbesondere bei Mieten, aufgefressen.

Spartenobmann Buchmüller ist mit der Zwischenbilanz trotzdem zufrieden. Die letzte Adventwoche sei traditionell die wichtigste, ein Drittel der Weihnachtsumsätze komme allein in dieser Zeit herein. "Bei Late Shoppern sitzt das Geld besonders locker in der Tasche", so Buchmüller. Weitere zehn Prozent würden außerdem vom Stefanitag bis Silvester anfallen.

Das ist vor allem Gutscheinen zu verdanken: Vier von zehn Österreichern verschenken heuer laut Wirtschaftskammer einen solchen, 80 Prozent davon werden erst im neuen Jahr eingelöst. Umgetauscht wird auch wieder im großen Stil: Jeder Zehnte gibt sein Geschenk zurück oder verscherbelt es auf einer Onlineplattform. (smo, 20.12.2016)