Corvallis – Bis zu 1.000 Meter tief können Unterwassergleiter abtauchen, die zur Erforschung von Meeresgeräuschen ausgesetzt werden und monatelang autonom unterwegs sein können. Einer hat nun im Gebiet des Marianengrabens etwas aufgezeichnet, das man bislang noch nie gehört hat: Es dürfte sich um einen bislang unbekannten Bartenwalruf handeln.

Laut der Bioakustikerin Sharon Nieukirk von der Oregon State University handelt es sich um eine recht komplexe Lautäußerung. Obwohl nur zweieinhalb bis dreieinhalb Sekunden lang, besteht sie aus fünf Teilen und erstreckt sich über ein beachtliches Frequenzspektrum: Von einem tiefen "Stöhnen" bei 38 Hertz bis zu einem laut Nieukirk "metallischen" Finale bei 8.000 Hertz. Ihr Forscherteam hat den Ruf "Western Pacific Biotwang" getauft.

Zwergwale als Hauptverdächtige

Weil sich Wissenschafter beim Durchforsten von Audiodaten meist auf ein engeres Spektrum konzentrieren, sei dieser Ruf bisher nur in Bruchstücken registriert und nicht als Einheit wahrgenommen worden.

Der neue Twang zeigt einige Parallelen zu einem bereits bekannten Walruf, der den Spitznamen "Star Wars" trägt. Dieser wird von Zwergwalen, der kleinsten aller Bartenwalarten, produziert, die nun auch Kandidat Nr. 1 für die Vermutung sind, wer hinter dem neuen Ruf stecken könnte.

Offen bleibt vorerst Sinn und Zweck des Rufs. Einmal identifiziert, konnten die Forscher feststellen, dass der "Western Pacific Biotwang" in der Region das ganze Jahr über zu hören ist – was ausschließen dürfte, dass es sich wie bei vergleichbaren Lautäußerungen von Bartenwalen um einen Paarungsruf handelt. Nieukirk hofft auf Mithilfe anderer Forscher, um das Rätsel zu lösen. (red, 19. 12. 2016)