Da haben wir den Salat: Nicht nur Italiens alte, verkrustete Eliten haben ihr Korruptionsproblem, sondern – so scheint es – auch die selbsternannten Erneuerer und Saubermänner. Ein Topfunktionär von Beppe Grillos Fünf-Sterne-Bewegung in der römischen Stadtregierung ist wegen des Verdachts auf Amtsmissbrauch verhaftet worden. Während Bürgermeisterin Virginia Raggi (von Beruf Anwältin) volle Kooperation mit der Justiz verspricht, geht ihr Parteichef Grillo (von Beruf Komiker) zum Gegenangriff über und wettert gegen den Staatsapparat, der bloß eine Kampagne gegen ihn betreibe.

Nein, hier ist es nicht die italienische Justiz, die trotz vieler Unzulänglichkeiten immer wieder bewiesen hat, unabhängig zu sein, es ist Grillo selbst, der eine Justizcausa für politische Zwecke missbraucht. Er will davon ablenken, dass auch seine Protestbewegung nicht vor der Versuchung der Korruption als Mittel zum Erreichen, Halten und Ausbauen von politischer Macht gefeit zu sein scheint.

Vielleicht waren die Wahl Raggis im Juni und jetzt die Verhaftung ihres Mitarbeiters schon der Wendepunkt für die bisher steil aufstrebenden "Grillini". Wer gewählt wird, der muss liefern; und wer dermaßen aggressiv Missstände anprangert, der hat ein besonders großes Glaubwürdigkeitsproblem, wenn ebensolche Missstände im eigenen Lager sichtbar werden; der lässt vermuten, auch nicht besser zu sein als die anderen – wahrscheinlich völlig zu Recht. (Gianluca Wallisch, 16.12.2016)