Wien – Der Nationalrat hat in seiner letzten Sitzung des Jahres ein Pensionspaket verabschiedet. Neben der regulären Pensionserhöhung um 0,8 Prozent und dem umstrittenen Pensionshunderter wurde damit auch eine höhere Pension für etwa 20.700 Mindestpensionisten fixiert.

Die höhere Mindestpension erhalten Alleinstehende, die 30 oder mehr Jahre gearbeitet haben. Nach Einschätzung der Regierung werden das vor allem Frauen sein, die lange Teilzeit gearbeitet haben. Sie bekommen künftig 1.000 Euro monatlich statt der normalen "Ausgleichszulage" von 889,84 Euro (für 2017). Eine höhere Pension erhält künftig auch, wer über das reguläre Antrittsalter (60 für Frauen, 65 für Männer) hinaus arbeitet ("Aufschubbonus"). Bauern werden für das letzte Quartal 2016 53 Prozent der Sozialbeiträge erlassen, um Einkommensverluste abzufedern.

Opposition gegen "Almosenverteilung"

Gegen die Einmalzahlung (Pensionshunderter) stellten sich vor allem FPÖ, Team Stronach und Neos. FPÖ-Seniorensprecher Werner Neubauer und Stronach-Sozialsprecherin Waltraud Dietrich warfen der Regierung vor, mit dem Pensionshunderter auch "Politpensionisten" zu beglücken: "Willkommen bei der größten Almosenverteilung für Pensionisten", ätzte Neubauer und forderte, den Hunderter nur bis zur ASVG-Höchstpension auszuzahlen.

"Privilegienpensionisten, die zigtausende Euro haben, noch einen Hunderter zu geben, das ist unsozial", kritisierte Dietrich. Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) wies das zurück, weil die Einmalzahlung nur ASVG- und Beamtenpensionisten gewährt werde: "Für die beschließen wir die 100 Euro, und für sonst niemanden." Mit dem Gesamtpaket zeigte sich der Minister zufrieden, weil das Sozialsystem damit weiterentwickelt und abgesichert werde. Soziale Sicherheit sei die wichtigste Grundlage einer demokratischen Gesellschaft: "Heute zeigt Österreich seine Stärke." Für die Grünen ist die Einmalzahlung zwar "nicht die intelligenteste" Lösung, weil nicht nachhaltig. Immerhin helfe sie aber auch jenen, die wenig zum Leben hätten, begründete Sozialsprecherin Judith Schwentner ihre Zustimmung. Sie forderte dennoch weitere Einschnitte bei "Luxuspensionen" und die Auszahlung der Negativsteuer auch an Mindestpensionisten.

Scharfe Kritik übten Grüne und Neos daran, dass der Beitragsrabatt für Bauern allen Landwirten zugutekommt. Ursprünglich sollte Bauern mit geringem Einkommen die gesamte Sozialversicherung des letzten Quartals erlassen werden, nun zahlen alle Bauern 53 Prozent weniger. Der Grüne Wolfgang Pirklhuber kritisierte die ÖVP-Bauernvertreter daher als "Anwalt der Gutsbetriebe", Gerald Loacker warf ihnen vor, auch persönlich davon zu profitieren: "Das halte ich in einem Maß für unmoralisch, ich kann es nicht ungestraft in Worte fassen."

VP-Sozialsprecher August Wöginger verteidigte die Maßnahme dagegen: "Das muss man einmal festhalten, wem die Landwirtschaft in diesem Haus am Herzen liegt: Es ist und bleibt die Österreichische Volkspartei."

Ebenfalls ermöglicht werden mit dem Beschluss Förderungen für den Verband Volksdeutscher Landsmannschaften Österreichs (VLÖ). Er soll 2017 bis 2021 in Summe über eine Million Euro erhalten, weil die Erlöse seiner Stiftung zum Betrieb seines Begegnungszentrums "Haus der Heimat" nicht ausreichen. Der Grüne Karl Öllinger wollte das nicht akzeptieren, weil im Haus der deutschsprachigen Heimatvertriebenen immer wieder "Neonazis, Holocaustleugner und Rechtsextremisten" zu Wort kämen. Johannes Hübner von der FPÖ verwies dagegen darauf, dass auch Bundespräsident Heinz Fischer und Kardinal Christoph Schönborn dort gesprochen hätten. (APA, 15.12.2016)