1976 fand man in Laetoli in Nordtansania 70 Australopithecus-afarensis-Spuren von drei Individuen. Nun haben Forscher Abdrücke von zwei weiteren Individuen entdeckt. Eines davon dürfte wohl ein Männchen mit einer Körpergröße von 165 Zentimetern gewesen sein.

Foto: Raffaello Pellizzon

Daressalam / Wien – Vor 3,6 Millionen Jahren marschierte eine Gruppe von Australopithecus afarensis im Norden des heutigen Tansania durch feuchte Vulkanasche. Der Zeitpunkt war perfekt, denn vermutlich bereits wenige Stunden später trocknete der Schlamm und konservierte so die insgesamt 70 von drei Individuen hinterlassenen Fußabdrücke, die seit ihrer Entdeckung im Jahr 1976 als die mit Abstand ältesten bekannten Hominini-Spuren gelten.

Nun enthüllte eine Zufallsentdeckung am Fundort Laetoli, dass die Vormenschenschar offenbar umfangreicher war als gedacht: Bei der Sondierung des Areals im Vorfeld eines Museumsbaus stießen der tansanische Archäologe Fidelis Masao und sein Team von der University of Dar es Salaam auf weitere 13 Fußabdrücke.

Wie die Forscher nun im Fachjournal "eLife" berichten, stammen die neuen Spuren von einem kleineren und einem überraschend großen Exemplar. Das zumindest habe sich laut Masao aus den Ausmaßen der Abdrücke ergeben. Der größere der beiden dürfte demnach eine Körperhöhe von rund 165 Zentimetern gehabt haben. Damit war er etwa 20 Zentimeter größer als jene Individuen, die die vor 40 Jahren entdeckten Abdrücke hinterlassen hatten.

Australopithecus-Mann mit Harem?

Masao will sogar Details zum Sexleben unserer Vorfahren aus diesem Fund herauslesen: Aufgrund des markanten Größenunterschieds vermuten er und seine Kollegen, dass es sich bei der Australopithecus-afarensis-Gruppe um ein Männchen gehandelt hat, das gleichsam mit seinem Harem aus mehreren weiblichen Individuen unterwegs war.

Andere Forscher sind dagegen skeptisch, dass sich aus den Abrücken schließen lässt, ob Australopithecus-afarensis-Männer mono- oder polygame Beziehungen zu ihren Weibchen pflegten: William Harcourt-Smith vom American Museum of Natural History etwa gibt zu bedenken, dass es aufgrund der Fußspuren allein kaum möglich ist, halbwüchsige Exemplare von ausgewachsenen weiblichen Individuen zu unterscheiden. (tberg, 14.12.2016)