Mit Netzstrumpfhosen ist das so eine Sache. Sie sind luftig, lassen Einblicke zu und natürlich frische Luft ans Bein. Gerne wird deshalb vor der Netzstrumpfhose gewarnt. Wer sie anzieht, handelt sich erstens eine Blasenentzündung ein. Oder darf zweitens mit Blick aufs Bein rechnen. Das war seit ihrer Erfindung so.

Die Netzstrumpfhose galt seit Ende des 20. Jahrhunderts als Berufsbekleidung von Tänzerinnen. Deren Business: das nackte Bein. An den Netzstrumpfhosen klebte aber von Anfang weniger der Ruch langweiliger Berufsbekleidung als der der Verführung. Das weiß sogar Wikipedia, da heißt es: "Netzstrümpfe wirken erotisch auf Männer und bilden einen attraktiven Blickfang, besonders in Verbindung mit einem Minirock und Stöckelschuhen" – aha.

Klischeelastig: Bloggerin Chiara Ferragni wirbt in kurzem Rock für Netzstrümpfe von Calzedonia.
Foto: Calzedonia

Klassisches Beispiel: Marilyn Monroe. Sie trug Mitte der 1950er in "Bus Stop" als Tänzerin Cherie schwarze Netzstrümpfe. Und Madonna? Teaserte in den 1990ern ihren Film "In Bed with Madonna" mit einer schwarzen Netzstrumpfhose an.

Auch angefixt: das neue Wiener Streetwear-Label The Rebels Love Us.
Foto: The Rebels Love Us

Jahrzehnte später wurden die Netzstrümpfe malträtiert – zerrissene Strumpfhosen galten in der Punk- und Gothic-Szene als das Nonplusultra.

Lady Gaga im Mai dieses Jahres anlässlich der Met-Gala in New York.
Foto: Apa/Afp/Timothy A. Clary

Jetzt haben die Modebloggerinnen den luftigen Netzstrumpf wiederentdeckt. Kaum eine geht derzeit ohne Netzstrumpfhose vor die Tür. Allerdings wird das Netz nicht simpel sexy mit High Heels kombiniert (so was machten zuletzt Lady Gaga während der Met-Gala und Chiara Ferragni), sondern unter zerrissenen Jeanshosen oder flachen Schuhen getragen. Schuld an dieser alltagstauglichen Variation mögen die derzeit so beliebten, mit Fell ausgelegten Schlapfen (von Gucci und Co) sein.

Der Netzstrumpfhose tut das gut. So entfaltet sie ihren Reiz auf dezente Weise. Und lässt sich auch im Dezember tragen. Zeit wird's, dass der geschmacklose Wikipedia-Eintrag aktualisiert wird. (feld, 15.12.2016)