Kinder müssen lernen, dass nicht alle ihre Wünsche erfüllt werden können.

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Martina, die Mutter der siebenjährigen Hanna und des neunjährigen Julian, verliert ihre Geduld. Die Geschwister jammern seit einer gefühlten Ewigkeit, dass sie sich doch einfach nur eine Playstation wünschen. Sie wollen alles dafür tun, versprechen auch, die Spielzeiten gerecht aufzuteilen und nicht deswegen zu streiten.

Jenny (13) und ihre Schwester Alena (15) wünschen sich schon seit vielen Jahren ein Pferd. Jedes Mal, wenn es darum geht, was sich die beiden Jugendlichen wünschen, kommt sofort das Thema Pferd auf den Tisch. Die Diskussion verläuft seit Jahren gleich und endet immer damit, dass die beiden Mädchen in ihre Zimmer gehen, die Türen zuknallen und feststellen, dass sie von ihren Eltern nicht verstanden werden.

Bei Valentin und Vanessa ist es da nicht anders. Der Zehnjährige und die Dreizehnjährige wünschen sich fortwährend etwas. Es scheint den Eltern so, dass ihre Kinder niemals zufrieden sind und sich immer teurere Geschenke wünschen. Wenn die beiden dann nur einen kleinen Teil ihrer Wünsche erfüllt bekommen, herrscht tagelang gedrückte Stimmung zu Hause.

Alle Wünsche erfüllen?

Viele Eltern und Bezugspersonen sind natürlich daran interessiert, ihren Kindern mit der Erfüllung ihrer Wünsche Freude zu machen und ihnen etwas Gutes zu tun.

Gerade in der Vorweihnachtszeit sind viele Erwachsene aber damit konfrontiert, dass die Wunschlisten und Briefe ans Christkind sehr lang sind. Das bringt Eltern manchmal in eine Zwickmühle. Sie würden gerne die Wünsche ihres Nachwuchses erfüllen. Gleichzeitig sind einige der gewünschten Sachen allerdings ziemlich unrealistisch, teuer oder schlichtweg nicht im Sinne der Schenkenden und können bei aller Liebe dann doch nicht erfüllt werden. Anderes wiederum ist leicht zu erfüllen und bereitet allen Beteiligten eine Freude.

Niemals genug

Viele Kinder und Jugendliche wollen bei jeder Gelegenheit alle möglichen Wünsche erfüllt bekommen. Sie wollen viel, hätten gerne heute dies, morgen das, und überhaupt haben viele niemals genug.

Prinzipiell ist nichts dagegen zu sagen, wenn sich Kinder und Jugendliche etwas wünschen und dies auch ab und zu erfüllt bekommen. Wie beim gemeinsamen Einkaufen, wo eine kleine Nascherei, ein Stück Obst, auch schon mal ein Überraschungsgeschenk oder einfach ein Mitbringsel durchaus drinnen sind.

Keine Geduld

Es hat aber den Anschein, als wäre in vielen Menschen ein unstillbares Verlangen danach immer mehr haben zu wollen. Auf etwas zu warten scheinen viele Kinder und Jugendliche (und auch Erwachsene) nicht mehr zu können. Da muss es jetzt und sofort das neueste Spielzeug, Gewand, Smartphone oder Tablet sein, das der Hersteller gerade auf den Markt gebracht hat.

Es wirkt oft so, als würden in unserer schnelllebigen Zeit auch Geschenke und Bedürfnisse nach etwas, als unmittelbar erlebt werden und sofort erfüllt werden müssen. Somit bleibt keine Zeit dafür etwas aufzuschieben. Es muss sofort geschehen, das Kind, der Jugendliche oder Erwachsene will jetzt augenblicklich seiner Begierde nachgeben.

Dauernde Wunscherfüllung als Problem

Es kann sein, dass Kinder, die immer gleich alle Wünsche erfüllt bekommen, mitunter zu unglücklichen Menschen heranwachsen. Solche Kinder möchten immer mehr und sind dann meist an dem, was sie alles besitzen, nicht lange oder nicht wirklich interessiert. Viel größer ist das Verlangen nach noch mehr Konsum, danach noch mehr "haben wollen", beziehungsweise unmittelbar Wünsche erfüllt zu bekommen. Werden Wünsche dann nicht erfüllt, sind die Kinder und Jugendlichen frustriert, unglücklich, sie verstehen ihre Eltern und deren Beweggründe nicht und erleben sich manchmal als nicht geliebt.

Kinder und Jugendliche lernen heutzutage oftmals nicht mehr, auf etwas zu warten und wenn es sein muss, sich dafür anzustrengen oder darauf zu sparen und erst nach einiger Zeit das ersehnte Gewünschte in Händen halten zu können. Die Erfahrung zeigt, dass Dinge, die man sich selbst erarbeitet hat oder für die man auf etwas anderes verzichten musste, viel mehr geschätzt werden und mehr persönlichen Wert haben.

Nicht jeder Wunsch muss sofort erfüllt werden

Wenn Kinder und Jugendliche sich etwas wünschen, dann gilt es wohl als erstes herauszufinden, ob dies nur ein spontanes "Sofort haben wollen" oder wirklich ein Herzenswunsch ist, der auch für längere Zeit bestehen bleibt.

Beim Wünschen gehen vor allem kleine Kinder nicht verstandesmäßig und überlegt vor. Sie wünschen sich nicht immer sinnvolle Dinge. Hier sind die Grenzen der Eltern gefragt, die manchmal dem Kind zuliebe etwas ausgedehnt oder einfach mit einem Argument abgetan werden können. Denn wünscht sich ein Kind etwas, das moralische, finanzielle oder andere Grenzen übersteigt, dann dürfen Eltern diesen Wunsch durchaus ablehnen und sollten erklären, wieso sie diesen oder jenen Wunsch nicht erfüllen können oder wollen.

Geschenke als etwas Besonderes erleben

Kinder brauchen Zeit, um sich ihrer Wünsche klar zu werden und dadurch Vorfreude zu erlernen und zu erleben. Geschenke, auf die man warten muss, bereiten dann auch meist viel länger Freude, als solche, die man einfach so und schnell erhält.

Oftmals wirken kleinere Geschenke und Kleinigkeiten, die wirklich von Herzen kommen, viel mehr als das ein großes Geschenk, das meist nach kurzer Zeit seinen Reiz verliert.

Gemeinsame Erlebnisse und Abenteuer zu schenken wie zum Beispiel ein Besuch im Zirkus, beim Match der Lieblingsmannschaft oder einer anderen Veranstaltung, die nicht alltäglich sind, bringt für alle meist viel mehr (Vor)freude.

Ihre Erfahrungen?

Wie halten Sie es mit dem Schenken? Erfüllen Sie alle Wünsche Ihrer Kinder? Woran erkennen Sie wie wichtig ein bestimmter Wunsch für Ihr Kind ist? Posten Sie Ihre Erfahrungen, Fragen und Ideen im Forum! (Andrea Leidlmayr, Christine Strableg, 16.12.2016)