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Viele Arbeitnehmer fühlen sich gestresst. Die Zahl der Krankenstandstage ist von 1994 bis 2014 von einer Million auf 3,6 Millionen gestiegen.

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Wien/Linz – 29 Prozent der Beschäftigten in Österreich sind psychisch stark belastet. Der Ausdruck "managerkrank" ist dabei nicht wirklich treffsicher: So sind 52 Prozent der Lehrer und 45 Prozent der Regalbetreuer betroffen, aber nur 24 Prozent der Geschäftsführer und 20 Prozent der Abteilungsleiter. Zu diesem Ergebnis kommt der Arbeitsgesundheitsmonitor der Arbeiterkammer Oberösterreich und des Instituts Ifes.

Neben Lehrern und Regalbetreuern sind demnach Textilarbeiter und Sozialwissenschafter häufig von psychischer Belastung geplagt (je 39 Prozent), berichteten der oberösterreichische Arbeiterkammer-Präsident Johann Kalliauer und Ifes-Sozialforscher Reinhard Raml in der Unterlage zur Arbeitsmonitor-Pressekonferenz am Dienstag in Wien. Am ausgeglichensten sind Friseure, Werbefachleute und Anwälte, von denen nur je 13 Prozent entsprechende Klagen äußerten.

Hälfte fühlt sich demotiviert

Zwei Drittel der Arbeitnehmer leiden laut der Erhebung unter Stress, fast die Hälfte fühlt sich demotiviert, mehr als ein Drittel kann nach Feierabend nicht abschalten, ebenso viele sehen keinen Sinn in ihrer Arbeit. Hinzu kommen Unsicherheit bezüglich der wirtschaftlichen und der persönlichen Zukunft. Die Folge: Erschöpfungssymptome und Depressionen nehmen zu.

Von 1994 bis 2014 sei die Zahl der Krankenstandstage wegen berufsbedingter psychischer Erkrankungen von einer Million auf 3,6 Millionen gestiegen, laut Berechnung der AK Wien resultiere daraus ein wirtschaftlicher Schaden von 3,3 Milliarden Euro jährlich, hieß es in der Pressekonferenz. Dennoch liege der Verdacht nahe, dass viele Menschen trotz psychischer Erkrankungen weiter arbeiten gehen, anstatt eine Therapie zu machen. Darauf würden zumindest die massive Steigerung bei der Verschreibung von Antidepressiva hindeuten: 2005 seien knapp 530.000 solche Medikamente verschrieben worden, 2015 fast 760.000, was einem Plus von mehr als 43 Prozent entspreche.

Stress und kein Gestaltungsspielraum

Als häufigste Negativfaktoren macht der Monitor Stress bei gleichzeitig geringen Gestaltungsmöglichkeiten aus. Hohe Verantwortung, dauernde Konzentration und Zeitdruck können sich auf die Psyche schlagen. Parteienverkehr und Kundenkontakt, Lärm, mangelnde Rückzugsmöglichkeiten, Kontrolle und Überwachung sowie mangelnde Unterstützung durch den Chef werden ebenfalls als belastend empfunden.

Die Arbeiterkammer leitet aus den Ergebnissen die Forderung nach einer Weiterentwicklung der betrieblichen Gesundheitsförderung sowie nach Verbesserung der Arbeitsplätze und der Arbeitsbedingungen ab. Betriebe, die bewusst die psychische Gesundheit der Beschäftigten gefährden, müssten in die Pflicht genommen werden.

Für den Arbeitsgesundheitsmonitor werden jährlich rund 4.000 repräsentativ für die unselbstständig Erwerbstätigen ausgewählte Personen befragt. In Face-to-face-Interviews wird ihre subjektive gesundheitliche Befindlichkeit erhoben. (APA, 13.12.2016)