In den Niederlanden ist die jährliche Diskussion um den "Zwarte Piet" ausgebrochen. Gutmeinende wollen den traditionellen Nikolobegleiter verboten haben, weil der mit seinen Pluderhosen, dicken Lippen und goldenen Ohrringen ein "rassistisches Überbleibsel aus der Zeit der Sklaverei" sei. Die gute alte Negerbrot- und Mohrenbräu-Debatte in der niederländischen Variante.

Die Verbotsforderung ist gewiss gut gemeint. Eine Fähigkeit zur historischen Kontextualisierung lässt sie nicht erkennen. Und dass derlei Versuche der rückwirkenden Geschichtsverschönerung die Welt besser machen, darf als fraglich gelten. Schlimmstenfalls steckt hinter dem Weltverbesserungsdrang die unbewusste, selbstherrliche Lust, Andersgläubigen mit der Allzweckwaffe des Rassismusvorwurfs endlos auf die Nerven zu gehen. Clint Eastwood, der greise, böse (Trump-Unterstützer!) und sehr freie US-Regisseur hat kürzlich in einem Interview gegen die politische Korrektheit abgelästert: Wir lebten in einem "Zeitalter der Pussies", in der sich alle Welt "wie auf Eiern" fortbewege.

In der Causa "Zwarte Piet" wurden prompt die erwartbaren Gegenimpulse getriggert: Herr Wilders outet sich als "Zwarte Piet"-Fan, Hasspostings, Morddrohungen usf. Man denkt und "dialogisiert" in konditionierten Reflexen. Eine PC-Debatte, wie sie im Buch steht: Mit Ödnis, intellektueller Sterilität und absoluter Ergebnisfreiheit darf gerechnet werden. (Christoph Winder, 11.12.2016)