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António Guterres wird am Montag vereidigt und beginnt sein Mandat als UN-Generalsekretär am 1. Jänner 2017.

Foto: AFP / Getty Images / Drew Angere

Der neue UN-Generalsekretär António Guterres sei eine "wunderbare Wahl": So schwärmt der Südkoreaner Ban Ki-moon über seinen Nachfolger. Auch andere Diplomaten und Politiker loben den 67-Jährigen: Der Portugiese sei der Richtige für den Job an der Spitze der Vereinten Nationen; für jenen Job, der als einer der unmöglichsten gilt.

Am Montag legt Guterres in New York vor der UN-Vollversammlung feierlich seinen Amtseid ab – Anfang Jänner wird er dann im 38. Stockwerk der New Yorker UN-Zentrale am East River das Büro des Generalsekretärs beziehen. Der frühere Premierminister von Portugal – in Österreich wegen der EU14-Sanktionen im Jahr 2000 noch gut in Erinnerung – und spätere UN-Flüchtlingshochkommissar wird sich als Krisenmanager beweisen müssen. Denn etliche Konflikte wie in Syrien erschüttern die Staatengemeinschaft, sie bringen Leid über Millionen Menschen.

Niemals seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren mehr Menschen auf der Flucht, niemals seit 1945 brauchten mehr Männer, Frauen und Kinder direkte Hilfe zum Überleben. Die Welt, sagt Guterres, "befindet sich im Krieg".

Worte als stärkste Waffe

Als Generalsekretär verfügt Guterres nicht über eigentliche politische Macht – denn das Entscheidungszentrum der UN bleibt der Sicherheitsrat. Guterres' stärkste Waffe sind daher Worte und Überzeugungskraft. Als Generalsekretär von 193 Mitgliedsländern "muss ich ihnen allen gleich dienen", sagte Guterres nach seiner Wahl Mitte Oktober. Doch natürlich muss sich der Sozialdemokrat besonders mit den Schwergewichten arrangieren, allen voran den USA. Deren künftiger Präsident Donald Trump hält sich bisher bedeckt. Er fand noch keine Zeit für ein Treffen mit Guterres, Trump griff bisher nicht einmal zum Telefonhörer.

Dabei wäre ein persönlicher Termin räumlich in Manhattan leicht zu organisieren. Politisch aber liegen zwischen Trump und Guterres Welten. Hier der international unerfahrene Selbstdarsteller, der penetrant "Amerika zuerst" propagiert. Dort der global verdrahtete, polyglotte Staatsmann, der die Zusammenarbeit aller Länder beschwört.

Problemfaktor Donald Trump

Trump könnte schon bald nach seinem Einzug ins Weiße Haus am 20. Jänner einen der größten UN-Erfolge der vergangenen Jahre ins Wanken bringen: das Pariser Klimaabkommen. Er droht mit einem Ausstieg der USA aus dem Vertrag gegen die Erderwärmung.

Guterres' Erfolg bei den UN wird also besonders davon abhängen, ob er es schafft, mit der Trump-Regierung zusammenzuarbeiten. Er muss aber auch mit den anderen beiden großen Vetomächten im UN-Sicherheitsrat – Russland und China – auskommen. Und so machte Guterres schon wenige Wochen nach seiner Wahl in Moskau und Peking seine Aufwartung. Sowohl Russlands Präsident Wladimir Putin als auch Chinas Staatschef Xi Jinping versprachen eine enge Kooperation.

Doch Russlands Führung zeigte etwa beim Syrien-Konflikt, dass sie sich um eine Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen kaum schert. Moskau gibt in der Syrien-Krise inzwischen fast allein den Rhythmus aus Gewalt und Gesprächen vor. Auf António Guterres warten harte fünf Jahre. (Jan Dirk Herbermann aus Genf, 12.12.2016)