Budapest – Die seit Jahrzehnten in Ungarn aktive militante Neonazi-Organisation "Ungarische Nationale Front" (MNA) ist aufgelöst worden, wie die ungarische Zeitung "Magyar Idö" am Donnerstag berichtete. Nach Razzien und Verhaftungen seien die einzelnen Zellen nicht mehr funktionsfähig.

Die 19 aktiven Mitglieder, die den Kern der Organisation bildeten, stünden zumeist unter dem Verdacht des illegalen Besitzes von Waffen, Munition und Sprengstoff sowie der Vorbereitung von Gewalttaten gegen Personen des öffentlichen Lebens.

Anführer in U-Haft

Drei Neonazis befinden sich den Berichten zufolge in Untersuchungshaft, unter ihnen der Gründer und Anführer der MNA, Istvan Györkös. Der 75-Jährige hatte im Oktober das Feuer auf die anrückende Anti-Terror-Einheit TEK eröffnet, die sein Anwesen im Dorf Böny nahe der westungarischen Stadt Györ durchsuchen wollte, und einen Polizisten tödlich verletzt.

Der vorbestrafte Györkös konnte nach einem Schusswechsel schwer verletzt überwältigt werden. Gegen ihn war zuvor eine Anzeige wegen illegalen Waffenbesitzes und paramilitärischer Ausbildung von Neonazis erstattet worden. Auf seinem Landgut hatte Györkös regelmäßig Wehrsport-Übungen veranstaltet, die seitens der Behörden jedoch unbehelligt blieben.

Die MNA sieht sich als Nachfolgerin der sogenannten Hungaristen-Bewegung von Diktator Ferenc Szalasi, der durch Hitlers Gunst von 1944 bis 1945 in Ungarn herrschte. Die MNA kooperiert mit dem internationalen Neonazi-Netzwerk Blood & Honour.