Kardinal Christoph Schönborn: "Es macht mich traurig, dass eine der aggressivsten Tiraden gegen den Pfarrer in der 'Krone' zu finden war, in einem 'Brief' von Michael Jeannée."

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Wien – Ein niederösterreichischer Pfarrer, der Kindern bei einer Adventkranz-Weihe angeblich erklärt haben soll, dass es das Christkind gar nicht gibt und dass die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum von den Eltern kommen, sorgt nun für einen hochkarätigen Kolumnisten-Streit in der "Kronen Zeitung".

Für "Krone"-Urgestein Michael Jeannée war der Vorfall Grund genug, diesen in seiner Kolumne "Post von Jeannée" aufzugreifen. Es gebe "schwerlich Dümmeres, Unsensibleres und Kontraproduktiveres in Zeiten wie diesen, da unser Kreuz, unser Glaube, unsere Tradition permanent 'hinterfragt' werden", schrieb der "Krone"-Postler und fragte sich, "was zum Teufel" Hochwürden eingefallen sei, "anvertrauten Kids das Christkind madigzumachen". Jeannée ließ in gewohnter Form auch noch ein "Dumpfbacke mit Kragerl" in Richtung des Pfarrers folgen.

Schönborn verteidigt den Priester

Kardinal Christoph Schönborn rückte daraufhin zur Verteidigung seines Priesters aus. In einem Leserbrief an die "Krone" erklärte der Wiener Erzbischof, in dessen Diözesanbereich sich der Vorfall ereignet hatte, dass der Pfarrer auf Fragen einiger Kinder erklärt hatte, "dass Christen zwar an ein Christkind glauben, aber nicht an eines, das Geschenke unter den Baum legt". Vielleicht wäre eine diplomatische Antwort à la "Fragt doch Eure Eltern!" besser gewesen, aber nichts rechtfertige laut Schönborn das Ausmaß der Beschimpfung, das der Geistliche erleben musste.

"Ohne Kenntnis der Tatsachen"

Besonders ärgerlich fand Schonborn offenbar jene in der "Kronen Zeitung". Für die größte Boulevardzeitung des Landes verfasst der Kardinal übrigens selbst die wöchentliche "Sonntagsevangelium"-Kolumne. "Es macht mich traurig, dass eine der aggressivsten Tiraden gegen den Pfarrer in der 'Krone' zu finden war, in einem 'Brief' von Michael Jeannée. Ohne Kenntnis der Tatsachen hat er den Pfarrer heruntergemacht und beleidigt", so der Wiener Erzbischof in seinem Leserbrief an das Blatt. "Achtsamkeit sollte auch Prinzip des guten Journalismus sein, gerade in Zeiten der Polarisierung. Wir dürfen uns nicht daran gewöhnen, dass Aggression in unseren Medien alltäglich wird."

Schönborn stellte sich zugleich hinter seinen Pfarrer: "Er macht Fehler wie alle anderen auch – doch vor allem leistet er gute und wichtige Arbeit, die oft unbedankt bleibt." (APA, 6.12.2016)