Naturlatex hat in vielen Operationssälen ausgedient. Stattdessen werden Handschuhe aus einem synthetischen Material namens Polyisopren verwendet.

Foto: Sempermed

Wien – Die Semperit-Gruppe hat kürzlich den europäischen Innovationspreis Earto 2016 für die Entwicklung des weltweit ersten antiallergenen Operationshandschuhs aus Polyisopren erhalten. Es ist dies eine Entwicklung, die vielen Chirurgen, überhaupt: Millionen von medizinischen Fachkräften, das Leben erleichtert.

Denn viele Menschen – geschätzt werden zehn Prozent der Bevölkerung – leiden an Allergien, die durch Naturlatex hervorgerufen werden können. Allergienauslösend können auch die Chemikalien sein, die im Vulkanisationsverfahren eingesetzt werden, um einem Handschuh die notwendige Elastizität zu verleihen. Für betroffene Chirurgen bedeutet eine Allergie ohne diesen Handschuh häufig das Ende ihrer Karriere.

OP-Handschuh neu

Bei Semperit machte man sich deshalb – zusammen mit dem Polymer Competence Center der Montanuniversität Leoben – daran, "den OP-Handschuh neu zu erfinden", wie es Reza Beglari, Head of Innovation Process and Intellectual Property bei der Semperit Group, beim Innovation Day 2016 des Fachverbands der Chemischen Industrie im Oktober erläutert.

Zehn Jahre Arbeit waren notwendig, bis ein "beschleunigungsfreier Handschuh" entwickelt wurde, der für den Träger notwendigen Eigenschaften aufwies: Hautfreundlichkeit und Tragekomfort, Reißfestigkeit – und trotzdem mit hohem Tastvermögen ausgestattet. "Diese Anforderungen unter einen Hut bringen erforderte nichts Geringeres, als den Vulkanisationsprozess von Grund auf neu zu entwickeln", sagt Beglari.

Synthetisches Material

Zum Einsatz kommt nun ein fotochemischer Prozess, der UV-Licht verwendet und vollkommen ohne Vulkanisationsbeschleuniger auskommt. Der OP-Handschuh besteht aus dem synthetischen Material Polyisopren. Dieses hat den Vorteil, dass es zum einen keine Proteine enthält, die Allergien auslösen können und zum anderen denselben Tragekomfort bieten, den Chirurgen von Naturlatex gewohnt sind.

Hergestellt werden diese Handschuhe im niederösterreichischen Wimpassing, wo auch das globale Forschungs- und Entwicklungszentrum des börsennotierten Konzerns beheimatet ist. Weltweit hat der Konzern 250 Forscher, die an den Entwicklungen für den gesamten Konzern arbeiten. Neben OP-Handschuhen aus Österreich produziert die Semperit-Gruppe auch Untersuchungs- und Schutzhandschuhe in Thailand und Malaysia. Weltweit liegt der Bedarf bei 190 Milliarden Stück Untersuchungs- und Schutzhandschuhen und zwei Milliarden Paar Operationshandschuhen. (Johanna Ruzicka, 13.12.2016)