Stefan Wallner tritt als Bundesgeschäftsführer der Grünen ab. Parteichefin Eva Glawischnig hat dafür Verständnis.

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Klubgeschäftsführer Robert Luschnik soll laut STANDARD-Informationen nachfolgen.

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Wien – Die Grünen verlieren ihren Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner (45). Er verabschiedet sich per Jahresende als "Queraussteiger" aus der beruflichen Parteipolitik, sagte er am Montag der APA. Wohin er wechselt, wollte er noch nicht verraten. Laut STANDARD-Informationen folgt ihm Robert Luschnik nach. Luschnik ist derzeit in der Klubgeschäftsführung der Grünen für Parlamentarisches und Finanzen zuständig.

"Wenn man mir signalisiert, dass man mir das Vertrauen schenkt, werde ich mich dafür bewerben", sagte Luschnik am Montag zur APA. Bundessprecherin Eva Glawischnig sprach von einer "äußerst interessanten Option", verwies aber auf die Parteigremien.

"Aus meiner Sicht ist es eine sehr reizvolle, spannende und wichtige Aufgabe", betonte Luschnik. Zunächst werde die Funktion ausgeschrieben, dann gebe es ein Hearing im Bundesvorstand und danach eine Empfehlung an den Erweiterten Bundesvorstand, der dies letztlich entscheide.

Glawischnig: Luschnik hervorragend geeignet

Glawischnig stellte einen entsprechenden Personalvorschlag für den Bundesvorstand am 15. Dezember in Aussicht. "Ich schätze ihn über alle Maßen, es gibt ein persönliches Vertrauensverhältnis", sagte sie. Von den Kompetenzen her sei Luschnik hervorragend geeignet. Offen ist, ob es noch andere Bewerbungen geben wird. Bei der Wahl Wallners vor sieben Jahren war das nicht der Fall.

Wallner hatte davor mitgeteilt, den politischen Bereich zu verlassen. Er hatte 2009 seinen Posten als Caritas-Generalsekretär für den Job bei den Grünen aufgegeben. Er habe sich bereits vor einiger Zeit entschieden, diesen Schritt nach der Bundespräsidentenwahl zu setzen. Nach dem Sommer habe er die Parteispitze informiert; dabei sei vereinbart worden, das erst nach dem Wahltag zu kommunizieren.

Koalitionsverhandler soll nachfolgen

Robert Luschnik hat für die Grünen Koalitionsverhandlungen in Tirol, Salzburg und Vorarlberg geführt. Er sorgte dafür, dass die vereinbarten Punkte sich auch im Koalitionsvertrag genau wiederfinden.

Wallner sagte zur APA: "Für mich ist es 'time to say good bye'". Vor sieben Jahren habe ihn Glawischnig als Quereinsteiger in die Politik geholt, nun sei es Zeit für den Ausstieg. "Die Grünen erleben im Moment ihre erfolgreichste Phase in der Geschichte. Ich bin überzeugt, dass das weitergehen wird."

Dies liege auch an der gestiegenen Verantwortung und der sichtbaren Wirksamkeit der Grünen in Österreich. Vor sieben Jahren sei man in einer Landesregierung vertreten gewesen, nun in sechs, davon fünf in Regierungskoalitionen. Seit 2010 bis zum Vorjahr habe man bei allen Wahlen dazu gewonnen und sei damit auch die erfolgreichste Grünpartei Europas.

Für ihn sei es positiv, dass er die Lernerfahrungen dieser Jahre auch international weitergeben habe können, von den erfolgreichen Wahlkämpfen bis zur Modernisierung und Professionalisierung im Management. Wallner: "Eine der Stärken der Grünen ist es, stark miteinander, nicht gegeneinander zu arbeiten. Das ist wesentlich für den Erfolg."

Zur Kommandopartei

Dass Wallner die Grünen dadurch hinter Glawischnig zur Kommandopartei umgemodelt hat, wie ihm immer wieder vorgeworfen wurde, lässt er so nicht gelten. "Ich bin vollkommen überzeugt von der Basisdemokratie, von basisdemokratischen Entscheidungen. Aber wenn sie gefallen sind, ist es Aufgabe des Bundesgeschäftsführers, sie so umzusetzen, wie sie getroffen wurden", betonte er.

Auch habe er sich bemüht, in der Partei nicht irgendeiner Gruppe zugerechnet zu werden. Bezüglich seines Stils sagte Wallner: "Ja, Bundesgeschäftsführer ist in keiner Partei ein vergnügungssteuerpflichtiger Job." Es sei eine Aufgabe, die einen extrem abnütze. Immerhin habe er aber vier seiner Kollegen bei SPÖ und ÖVP überlebt. "Bei jeder Form von Konflikten zu Klärungen zu kommen, geht auch nicht ohne Verwundungen. Meine Absicht war nie, irgendjemand zurückzuweisen oder zu verletzen."

Wallner: Schwerpunkte waren nicht erkennbar

Es sei ihm immer um die Fokussierung in der politischen Arbeit und Kommunikation gegangen. Als er zu den Grünen gekommen sei, habe es zu praktisch allen Themen elaborierte Positionen gegeben. Für weniger Interessierte seien aber die Schwerpunkte nicht erkennbar gewesen. Wichtig sei zudem die Unterstützung für die regierenden Grünen in den Bundesländern gewesen. Für progressive Mehrheiten als Alternative zu Regierungsbeteiligungen der FPÖ zu sorgen, sei auch in Zukunft Aufgabe der Grünen, zeigte er sich überzeugt.

Dass rund um seinen Abschied Fraktionskämpfe ausbrechen, glaubt Wallner nicht. Die Grünen agierten heute ungemein geschlossen. "Das hat viel mit dem Stil und der Art, die Partei zu führen, von Eva Glawischnig zu tun." Dankbar sei er auch seinem Team. Speziell erwähnte Wallner hier den früheren Parteikommunikator Martin Radjaby, der die Grünen bereits Richtung Werbebranche verlassen hat und zuletzt Alexander Van der Bellens Wahlkampf gestaltete.

Glawischnig zeigte Verständnis, dass Wallner "etwas anderes machen will". Wallner sei zu einem schwierigen Zeitpunkt bei den Grünen eingestiegen und habe die vergangenen Jahre zu den erfolgreichsten der Grünen gemacht. "Er genießt meine allergrößte Wertschätzung", betonte sie zur APA. "Ich bin ihm dankbar. Wir haben viel gemeinsam erreicht." Über Optionen für die Nachfolge habe man sich bereits Gedanken gemacht, sagte sie, ohne dabei Namen zu nennen. (red, APA, 5.12.2016)