Der Norweger Magnus Carlsen bleibt der beste Schachspieler der Welt.

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Schöner kann man nicht Weltmeister werden. Mit einem Damenopfer zwang Magnus Carlsen Herausforderer Sergej Karjakin zur Aufgabe. Just an seinem 26. Geburtstag krönte sich der Norweger damit zum dritten Mal in Folge zum Schach-Champion. 2013 hatte er den Titel erstmals gewonnen, damals stieß Carlsen den Inder Viswanathan Anand mit erstaunlicher Leichtigkeit vom Thron.

In den vergangenen drei Wochen ging es der unumstrittenen Nummer eins der Weltrangliste weniger locker von der Hand, Defensivkünstler Karjakin trieb den Titelverteidiger in New York an dessen Grenzen. "Ich habe während der WM gelernt, dass man geduldig sein muss", sollte Carlsen anschließend sagen. Während des Turniers schien ihm die Geduld mitunter verlorengegangen. Er trat schlecht gelaunt zu Pressekonferenzen an, wirkte über die Maßen gereizt. Experten wollten ihm mentale Schwäche andichten, Karjakin habe ihn, der nur den Weg nach vorn kenne, entnervt. Sie irrten.

Der Weg des alten und neuen Weltmeisters ist seit jüngster Kindheit vorgezeichnet: Fünfjährig erlernte er das Spiel von seinem Vater Henrik, 2004 stieg Carlsen zum Großmeister auf. Kaum zu glauben, wie der kleine Bengel mit der Helmfrisur und dem Kapuzenpullover Garri Kasparow bei einem Blitzturnier gegenübersaß und der Schachlegende Furchen in die Stirn trieb. Die Partie endete remis, Kasparow verließ wortkarg den Raum, wohlwissend, dass hier ein kommender Weltmeister heranwächst.

Wichtiger Wegbegleiter in jener Phase war Carlsens Trainer Simen Agdestein. Beeindruckt von den Fähigkeiten seines Schützlings, schrieb der ehemalige Fußball-Nationalspieler die Biografie eines 13-Jährigen: "Wonderboy".

Die Vorschusslorbeeren waren gerechtfertigt. Am Brett besticht Carlsen durch ungeheure Präzision und mentale Stärke, sein mitunter gelangweiltes Lümmeln am Brett wird programmatisch durch einen überraschenden Zug unterbrochen. Carlsen bringt die Gegner aus dem Konzept, kaum sind deren Vorbereitungen hinfällig, geht die Partie erst richtig los.

600.000 Euro kassiert der Weltmeister für den Titel. Hochdotierte Werbeverträge wie jener mit dem niederländischen Jeanshersteller G-Star werden folgen. Magnus Carlsen ist Schachspieler und Popstar, eine Marke. 2018 muss er sich wieder einem Herausforderer stellen, vorerst geht es der Champ gemütlicher an: "Das war mein bisher schwerster WM-Kampf, jetzt ist Zeit für Urlaub." (Philip Bauer, 1.12.2016)