Wien – Nachdem sich unter höllischem Getöse der finale Crash in Ravels fantastischem Tanzpoem La Valse ereignet hatte, war auch Wien Modern 2016 Vergangenheit. Die Stadt und deren gegenwartsnahe Musikgeschichte hatte Festivalchef Bernhard Günther als einen thematischen Orgelpunkt gewählt, und im Abschlusskonzert klang dieser mehrfach an.

Doch zunächst gaben die Symphoniker mit Dirigent Ludociv Morlot einen Klassiker der Moderne, Ives' The Unanswered Question. In schwebenden Streicherakkorden entstand die Harmonie des Kosmos, die von konfusen menschlichen Interventionen gestört wurde. An ein kosmisches Ausdehnen und Schrumpfen erinnerten die Ecksätze von Karl Schiskes 5. Symphonie, Evolution und Liquidation; der Mittelsatz (Structur) konnte als Reverenz des Wiener Komponisten an seine Vorgänger empfunden werden.

Ein Werk einer Nichte eines Schiske-Schülers folgte: Olga Neuwirths Relief méta-sonore für Schlagwerksolo und Orchester, Trurliade – Zone Zero (2016). Statt Martin Grubinger interpretierte Victor Hanna den Solopart. Er war dem Orchester mehr präziser Mitmusizierender als solistischer Konterpart; vielleicht traten deshalb die Konfrontationen zwischen Mensch und Maschine, zwischen Künstler und Gesellschaftsapparat, die Neuwirth thematisiert, weniger in den Vordergrund. Vom Werk Jean Tinguelys inspiriert, kreierte Neuwirth ein großartig groteskes Sammelsurium an verbeulten Sounds, eine Klangcollage für Altmetallisches aller Art, mit fratzenhaften Aufschreien und Einsprengseln von karibischem Karneval und Jazz.

Das von Nicolas Hodges interpretierte Neuheit Untitled No. 8 für Klavier und Orchester von James Clarke erwies sich dann als einfallslos: Nach unten abschmierende Klangflächen der Streicher, garniert mit stupiden Galoppaden des Solisten über teilweise verstimmte Saiten.

Ein Tiefpunkt, ein Albtraum. Marantjosef. Die Gegenwart, sie kann auch so banal sein. (end, 1.12.2016)