Pepi Hopf will die Ängste der Menschen an der Wurzel packen.

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Wien – Für die Gehirnforschung ist das Zentrum, in dem unsere Ängste sitzen, eine Spielwiese mit Zukunft. Vieles muss und kann da noch entdeckt werden. Da die kollektive Angst aber auch ein recht gegenwärtiges Phänomen ist, obliegt es Kabarettisten, das hochkomplexe System auf Erbsengröße herunterzutransmittern. Bei Pepi Hopf findet die Entdeckung der Wissenschaft konsequent zwischen Wirtshaus, Gemüsebeet und Sportplatz statt. Also genau dort, wo heute noch echte Menschen leben, wie man im jüngsten Wahlkrampf erfahren durfte.

Es sind diese fehlenden Berührungsängste mit dem Stammtisch, die das Kabarett des Simmeringer Wahlniederösterreichers so anschlussfähig machen. Das Hinschauen auf Augenhöhe, das ihn von anderen unterscheidet. Mit seinem neuen Programm Der Seelentröster – am Dienstag hatte es im Kabarett Niedermair Premiere – macht Hopf das gute Dutzend voll. Seit 1996 steht der 46-Jährige auf Kleinbühnen, daneben verdient er sein Geld als Biobauer. Aus dieser Erfahrung heraus gelingt Hopf immer öfter eine kritische Handreichung zwischen Stadt und Land, die Überbrückung jener Kluft, die mit jeder Wahl lauter beklagt wird.

Algen gegen das Altwerden

Als Seelsorger bleibt Hopf ohne Kanzel und Zeigefinger. In den "Ängsten, die es ernstzunehmen gilt", bohrt er trotzdem ein wenig tiefer als bis zum vorletzten Sommer. Er erinnert sich, dass die Struwwelpeter-Erziehung der Anna-Tant' ihn schon recht früh die "Angst vorm schwarzen Mann" gelehrt habe. Dass sich der kleine "Korl" im Kopf, wie er sein Angstzentrum nennt, davon nur unvollständig erholt habe. Und dass er der Anna-Tant', als sie in Lainz beim Sensenmann angelangt war, zum Dank für die nachhaltige Erziehung am liebsten Ludwig Hirsch vorgespielt hätte.

Der Tod, die zentralste aller Urängste, ist es auch, auf die Religionen aller Erdteile seit jeher ihre Existenz gründen, weiß Pepi Hopf. Daran mitnaschen könne auch so mancher Guru, wie er am fiktiven Beispiel seiner angstgesteuerten Frau erklärt: So dürfe er wegen den Gefahren des Elektrosmogs abends im Bett nur noch mit Stirnlampe unter der Decke lesen, während in der Küche wegen des vorsichtshalber umgelegten FI-Schalters der Kühlschrank wässrig wird. Zu Mittag gebe es dafür Algen, "weil die Japaner damit recht alt werden sollen".

Ironische Zuflucht vor alldem bietet Hopf auch in diesem Programm in Form heilsam-nostalgischer Anekdoten aus den Siebzigerjahren. Die Angst vor der großen Koalition habe man zum Beispiel noch beim Spielen von "Mensch ärgere dich nicht" abgebaut. Lustig und tatsächlich tröstend verknüpft Pepi Hopf Zeiten, Regionen und Generationen miteinander und wirft die Frage auf, ob den Kitt der Gesellschaft vielleicht am Ende gar der Humor ausmacht. (Stefan Weiss, 30.11.2016)