Die Allianz ist nach Einschätzung ihres Chefs immer noch zu träge. "In einer digitalen Welt brauchen wir eine andere Mentalität", sagte Oliver Bäte am Mittwoch vor Analysten und Investoren von Europas größtem Versicherer in München. Der Konzern komme von einer sehr hohen Kostenbasis und müsse seine Rentabilität verbessern.

Das Problem: Die Assekuranz könne im Niedrigzinsumfeld nicht mit Preiserhöhungen gegensteuern, denn die Kunden seien nicht bereit, für Versicherungen riesige Margen zu akzeptieren – anders als etwa bei schicken Smartphones. Daher müssten die Prozesse vereinfacht werden – vom Vertragsabschluss bis hin zur Schadenbearbeitung, betonte Bäte. Die Digitalisierung und der Ausbau von maßgeschneiderten Online-Angeboten für die Kunden sei angelaufen und werde 2017 beschleunigt. Pro Jahr nimmt die Allianz dafür rund 650 Mio. Euro in die Hand.

Bis 2018 wird eine Eigenkapitalrendite von 13 (Ende September: 12,4) Prozent angepeilt.

Der frühere McKinsey-Berater Bäte führt den Konzern seit dem Frühjahr 2015. Vor einem Jahr legte er seine Digitalisierungsagenda erstmals vor, gekoppelt mit Mittelfristzielen. Diese bestätigte die Allianz nun: Bis 2018 wird eine Eigenkapitalrendite von 13 (Ende September: 12,4) Prozent angepeilt. Der Gewinn je Aktie soll in den nächsten Jahren im Schnitt jeweils um 5 (3,5) Prozent steigen. Damit stiege dann auch die Dividende, denn die Allianz schüttet traditionell die Hälfte ihres Gewinns an die Aktionäre aus.

Ein Geldregen für die Anleger zeichnet sich aber auch schon kurzfristig ab: Im Moment gibt es eine ungenutzte "Kriegskasse" für Übernahmen, die mit 2,5 bis 3 Mrd. Euro gefüllt ist. Die Allianz hatte erst Mitte November erklärt, sollten die Mittel bis Jahresende nicht gebraucht werden, sei ein größerer Aktienrückkauf möglich. An der Gewinnprognose für 2016 rüttelte der Konzern am Mittwoch nicht. Nach früheren Angaben wird ein operatives Ergebnis von 10 bis 11 Mrd. Euro angepeilt. (APA/Reuters, 30.11. 2016)