Blickt Richtung Gesamtweltcup: Mikaela Shiffrin.

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Killington (Vermont)/Lake Louise – Nach drei Wochenenden mit Technikrennen geht es für die Ski-Damen diese Woche in Lake Louise mit den ersten Speedbewerben des WM-Winters weiter. Dabei gibt Mikaela Shiffrin ihr Abfahrtsdebüt und die ÖSV-Damen peilen den ersten Saison-Podestplatz an. Speed-Hoffnung Cornelia Hütter ist wieder fit.

Lake Louise statt Killington, das ist auch ein krasser Gegensatz hinsichtlich Zuschauern. Hatten fast 30.000 Fans die Skistation beim Weltcup-Comeback im Osten der USA zu einem "Schnee-Woodstock" gemacht, kann man westlich von Calgary in der kanadischen Wildnis bekanntlich jeden Besucher einzeln begrüßen.

Viele Rennfahrerinnen mögen das aber speziell am Saisonbeginn gerne, so auch Hütter. Die Steirerin war wegen einer im Oktober erlittenen Schuhrandprellung lange außer Gefecht, ist nun aber wieder fit. "Die Verletzung macht keine Probleme mehr, es läuft alles nach Plan", berichtete Abfahrtschef Roland Assinger nach vier Tagen Training im nahen Nakiska. "Es war nicht sensationell dort, aber eine sehr gute Gewöhnung an die Geschwindigkeit."

Hütter waren vergangenen Winter im Super-G von Lenzerheide der erste Weltcupsieg und insgesamt gleich acht Podestplätze gelungen. Diesmal rückt man mit gleich zwölf Damen nach Lake Louise an. "Erstmals seit langem sind wieder alle fit", so Assinger. "Alle freuen sich auf das erste Training am Dienstag."

Vergangenes Jahr war es für Assingers Speed-Ladies mit Podestplätzen für Hütter, Tamara Tippler und Ramona Siebenhofer gut gelaufen. Und das, obwohl Lindsey Vonn alle drei Rennen gewonnen hatte. Die US-Amerikanerin fehlt diesmal, weil sie nach ihrem Oberarmbruch in Los Angeles auf Reha ist.

Dafür gibt Landsfrau Shiffrin ihr Abfahrts-Debüt. Die 21-jährige plant, alle Trainingsläufe zu bestreiten und neben dem Super-G erstmals auch in den Abfahrten zu starten.

157 Punkte Vorsprung beträgt Shiffrins Vorsprung nach den bisher vier Technikrennen, ein erklärtes Saisonziel ist der erstmalige Gewinn der großen Kristallkugel. Die Slalom-Olympiasiegerin hat deshalb im Sommer in Chile sowie zuletzt auch in Colorado intensiv Speed trainiert. Trotzdem flog sie mit einer gewissen Unsicherheit nach Kanada.

"Ich nehme das alles sehr ernst. Aber die anderen sind superschnell. Also werde ich versuchen, über die Trainings rein zu kommen und das Beste zu probieren", lautet ihr Motto für Lake Louise. Ob sie ausreichend Mut für Highspeed-Rennen habe? "Ich wünschte, ich könnte sagen, Ja! Ob es stimmt, werden wir dort herausfinden", lautete ihr Abschiedssatz in Killington.

Beim großen Heimauftritt vor fast 30.000 Fans in Vermont hatte weder das intensivierte Abfahrtstraining noch der Druck als Heimfavoritin oder der sehr kurze Lauf einen weiteren Slalomsieg der Amerikanerin verhindern können. Typisch für Shiffrin war, dass sie sich vor den Augen ihrer Familie und den vielen Fans selbst den größten Druck auferlegt hatte.

"Ich wollte ja auch den Riesentorlauf gewinnen. Vor dem Slalom war ich dann wirklich nervös und besorgt und wäre in der Früh am liebsten liegen geblieben", gestand sie.

Am Ende wurde es trotz einiger Fehler "und obwohl ich derzeit weit entfernt bin von meinem besten Skifahren" Slalom-Sieg Nummer 21. Damit ist die 21-Jährige die Drittbeste aller Zeiten.

"Ich wollte schon als Kind die Beste der Welt werden", betonte sie. "Rekorde sind cool, aber auch irgendwie surreal. Ich weiß nicht, ob ich wirklich jemals 35 Siege möchte wie Marlies (Schild/Raich, Anm). Sie war meine Inspiration, ich will ihr nichts davon wegnehmen."

Im Slalom ist Shiffrin derzeit weiter unantastbar, auch wenn sich ihre Vorsprünge in dieser Hundertstel-Disziplin heuer etwas "verkleinert" haben. Lake Louise wird vermutlich richtungsweisend für ihren weiteren Saisonverlauf.

"Bisher hat sie das vermehrte Speedtraining gut verdaut", gab sich US-Alpinchef Patrick Riml zuversichtlich, warnte aber auch. "Am Saisonbeginn kann man das alles gut steuern. Aber jetzt kommt die Phase der vielen Rennen und damit keine langen Perioden mehr, in denen Mikaela sich auf Slalom und Riesentorlauf vorbereiten kann. Wir müssen schauen, wie sie das verkraftet."

Dass die Damen in Kanada fahren können, ist nach der Absage der Herren-Rennen eine Woche davor ein kleines Wunder. Wochenlang hohe Temperaturen und kaum Schnee hatten den Veranstaltern große Probleme bereitet, entscheidende Rennpassagen wurden erst im letzten Moment präpariert.

FIS-Renndirektor Atle Skaardal nahm Lake Louise aber in Schutz. "Sie können dort wegen der strengen Naturschutz-Auflagen nicht so agieren wie die meisten anderen Veranstalter." (APA, 28.11.2016)