Bad Aibling/Traunstein – Der wegen fahrlässiger Tötung angeklagte Fahrdienstleiter von Bad Aibling hat vor dem Zugsunglücks in Oberbayern mehrmals auf seinem Handy mit Mitspielern eines Online-Videospiels gechattet. Dies sagte am Montag ein Mitarbeiter jener Firma aus, deren Spiel der 40-Jährige gespielt hatte. Ein Chat erfolgte nach den Aufzeichnungen der Firma rund zwölf Minuten vor dem Zusammenstoß der beiden Züge. Bei dem Unfall am 9. Februar starben zwölf Menschen, 89 wurden teils lebensgefährlich verletzt.

Die Befragung des Firmenmanagers vor dem Landgericht Traunstein ergab auch, dass der Fahrdienstleiter sein Handy aktiv bedienen musste, um online spielen können. Der Angeklagte hatte zu Prozessbeginn gestanden, bis kurz vor dem Unglück auf seinem Smartphone das Fantasy-Rollenspiel "Dungeon Hunter" gespielt zu haben.

Ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn (DB), der als Fahrgast in einem der Unglückszüge saß, berichtete am vierten Verhandlungstag von seinen Beobachtungen. Es habe ihn stutzig gemacht, dass er beim Blick aus dem Fenster seines Abteils ein Sondersignal zwei Mal hintereinander gesehen habe. Der Fahrdienstleiter hat gestanden, mehrere Signale falsch gestellt zu haben. Dadurch kam es zum Frontalzusammenstoß der Züge auf eingleisiger Strecke.

Beim Aufprall "wurde ich aus der Sitzbank geschleudert", sagte der 57 Jahre alte DB-Mitarbeiter. Er sei fünf Meter durch den Waggon geflogen und habe sich dabei schwere Prellungen an der Brust zugezogen. Doch jetzt "ist alles wunderbar", ergänzte der Mann.

Sollte die Beweisaufnahme in dem Prozess mit der Aussage der beiden letzten Sachverständigen an diesem Donnerstag abgeschlossen werden, plant das Gericht die Plädoyers von Staatsanwaltschaft, Verteidigern und Nebenklägern für Freitag. Das Urteil könnte am Montag (5. Dezember) verkündet werden. Der Vorsitzende Richter Erich Fuchs deutete aber an, dass es auch später der Fall sein könnte. (APA, red, 28.11.2016)