Immunzellen sind wichtig für die körpereigene Abwehr – auch gegen die von Tumoren. So lassen sich in Tumoren Immunzellen wie T-Zellen und NK-Zellen finden, die dort allerdings nicht richtig arbeiten. Warum kommen Immunzellen innerhalb eines Tumors ihren Aufgaben nicht nach? Das war die Ausgangsfrage einer Forschergruppe vom Regensburger Centrum für Interventionelle Immunologie (RCI). Nach sieben Jahren intensiver Forschung konnte nun ein Wirkzusammenhang zwischen dem Glukose- bzw. Zuckerstoffwechsel in Tumorzellen und der Aktivität von Immunzellen nachgewiesen werden. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe wurden nun in der Fachzeitschrift Cell Metabolism veröffentlicht.

Ein gesteigerter Zuckerstoffwechsel ist charakteristisch für viele Tumoren, was beispielsweise in der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) zur Diagnostik genutzt wird, um Tumoren oder Metastasen sichtbar zu machen. Die Arbeitsgruppe rund um Marina Kreutz hat herausgefunden, dass der verstärkte Zuckerstoffwechsel in Tumoren zu einer Anreicherung des Stoffwechselprodukts Laktat (Milchsäure) führt. Dieses blockiert die Immunabwehr, wodurch Tumoren ungebremst weiter wachsen können.

Neue Medikamente notwendig

Die Ergebnisse der Forscher lassen sich nun im nächsten Schritt möglicherweise direkt für die klinische Praxis nutzen. "Die Wirksamkeit immuntherapeutischer Ansätze könnte gesteigert werden, indem regulierend in den Glukosestoffwechsel eingegriffen wird. Da es hierfür allerdings nur wenige Produkte auf dem Markt gibt, wäre die Neuentwicklung alternativer Medikamente wichtig", so Kreutz.

Die Forscher identifizierten in Versuchen am Modell einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Glukosestoffwechsel und fehlender Immunantwort. So wurden Versuche mit genetisch veränderten Tumorzellen durchgeführt, die nur eine geringe Milchsäureanreicherung aufwiesen. Diese konnten durch T-Zellen und NK-Zellen nachweislich besser unter immunologischer Kontrolle gehalten werden. Parallel entdeckten die Wissenschaftler bei der Untersuchung von Gewebeproben aus Melanomen, umgangssprachlich auch als schwarzer Hautkrebs bekannt, dass insbesondere Melanom-Metastasen verstärkt Milchsäure anreichern. (idw, red, 28.11.2016)