Die bisherigen Aussagen des designierten Präsidenten lassen auf einen Schwenk der wirtschaftlichen Ausrichtung schließen, der vor allem kleinere, am Heimmarkt tätigen Unternehmen begünstigen würde.

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Zunächst die Sorgen über einen möglichen Konjunktureinbruch in China, dann das Ausscheren Großbritanniens aus der EU zur Jahresmitte – das Jahr 2016 ist für Aktien zunächst durchwachsen verlaufen. Erst in weiterer Folge ist wieder Zuversicht zurückgekehrt, die zumindest an den US-Börsen für neue Rekordhochs gesorgt hat.

Offenbar als Auftakt für das große Finale, das mit der für die meisten überraschenden Wahl Donald Trumps zum nächsten US-Präsidenten eingeläutet wurde. Danach zeichneten sich an der Wall Street binnen weniger Handelstage Veränderungen ab, die auch noch in den Folgejahren Wirkung entfalten könnten.

Die Akteure haben Trumps wirtschaftspolitische Vorhaben in Investitionsentscheidungen umgesetzt und damit die Stoßrichtung an den US-Börsen binnen weniger Handelstage neu kalibriert. Die bisherigen Aussagen des designierten Präsidenten lassen auf einen Schwenk der wirtschaftlichen Ausrichtung schließen, der vor allem kleinere, am Heimmarkt tätigen Unternehmen begünstigen würde. Folglich schoss der Nebenwerteindex Russell 2000 nach der Wahlentscheidung rasant nach oben und ließ den S&P 500, in dem die multinationalen Konzerne vertreten sind, deutlich hinter sich.

Weniger Strenge

Auch bei den Branchen zeichnete sich eine Rotation ab. Finanzwerte profitierten von der Hoffnung auf bessere Rahmenbedingungen im Zinsgeschäft und gelockerter Regulatorik. Die Aussicht auf eine Stärkung der heimischen Produktion verlieh der Öl- und Gasbranche einen Schub, ebenso, dass von Trump hinsichtlich Umweltauflagen weniger Strenge zu erwarten ist. Die Technologiebrache litt hingegen unter Befürchtungen, dem Import billiger Elektronikbauteile aus Asien könnte ein Riegel vorgeschoben werden.

Mit dem Rekordlauf der Wall Street konnten Europas Börsen bei weitem nicht mithalten, sofern man vom Londoner Aktienmarkt absieht. Dieser verzeichnete 2016 einen kräftigen Aufschwung – aber auch auf der Insel stehen mit dem Brexit einscheidende Veränderungen an. (Alexander Hahn, Portfolio, 2.12.2016)