Teheran – Beim Zusammenstoß zweier Züge im Norden des Iran sind am Freitag mindestens 44 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 80 weitere seien verletzt worden, sagte der Chef des iranischen Rettungsdienstes, Hussein Kulwand, im staatlichen Fernsehen. Ein Passagierzug war in der Früh in einen Schnellzug gerast, der wegen einer Panne nahe der Stadt Amirabad auf freier Strecke gehalten hatte.

Zwei Wagen des Schnellzuges, der von Tabris nach Mashhad (Maschhad) fuhr, gingen in Flammen auf. Die ersten vier Waggons des aufgefahrenen Zuges entgleisten und stürzten um. Der Schnellzug habe möglicherweise wegen einer technischen Panne aufgrund des kalten Novemberwetters auf freier Strecke gehalten, sagte der Gouverneur der Provinz Semnan, Mohammed Resa Chabbas, dem Fernsehsender Irib.

Warum der zweite Zug auf den stehenden Zug auffuhr, war zunächst unklar. Bahnchef Mohsen Poor-Seyed Aghaie vermutete jedoch "menschliches Versagen". Der Zug habe ein Signal zum Weiterfahren erhalten und sei deshalb von hinten auf den Schnellzug aufgefahren.

Auf Fernsehbildern waren dichter schwarzer Rauch und Flammen zu sehen, die aus den zerschmetterten Fensterscheiben der Wagen loderten. Die Einsatzkräfte kämpften stundenlang gegen das Feuer und holten Verletzte aus den verunglückten Waggons. 82 Opfer wurden in Krankenhäuser in den Städten Semnan und Damghan gebracht. "Ich hatte gerade noch geschlafen, da wurde ich aus einem brennenden Waggon gebracht", sagte ein verletzter Passagier im Fernsehen.

Der Direktor der Hilfsorganisation Roter Halbmond in der Provinz, Hassan Schokrollahi, sagte, die Rettungsarbeiten gestalteten sich schwierig, weil der Unglücksort sehr abgelegen sei. Zunächst konnte demnach nur ein Hubschrauber den Ort erreichen.

Die wichtige Zugstrecke zwischen der Hauptstadt Teheran und Irans zweitgrößter Stadt Mashhad wurde gesperrt, um Ermittlungen zur Unglücksursache aufnehmen zu können, wie ein Bahnsprecher sagte. Präsident Hassan Rohani forderte die Ermittler auf, "alle technischen, behördlichen und vorbeugenden Maßnahmen zu ergreifen, um die Wiederholung eines solchen Ereignisses zu verhindern".

Auf derselben Bahnstrecke waren im Juni 2014 schon einmal zwei Züge kollidiert. Bei dem Zusammenstoß eines Güterzugs mit einem Passagierzug wurden zwei Menschen getötet und 30 weitere verletzt. In diesem Jahr sind im Iran schon vier Züge mit Straßenfahrzeugen kollidiert. Beim Zusammenstoß eines Zuges mit einem Lastwagen in der nördlichen Provinz Masandaran wurden im Juli rund 30 Menschen verletzt.

Beim bisher schwersten Zugsunglück im Iran waren im Februar 2004 fast 330 Menschen getötet worden, als im Norden des Landes ein mit Schwefel, Benzin und Dünger beladener Güterzug explodierte.

Während Zugkollisionen im Iran insgesamt selten sind, sind Unfälle im Straßenverkehr häufig, weil sich viele Fahrer nicht an die Regeln halten. Allein im vergangenen iranischen Kalenderjahr zwischen März 2015 und März 2016 gab es 16.000 Verkehrstote. (APA, 25.11.2016)